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Wettlauf gegen den Hungertod

Am Horn von Afrika drohen Millionen Menschen zu verhungern. Am schlimmsten ist Äthiopien betroffen. Groß angelegte Nahrungsmittelhilfen internationaler Organisationen werden durch Kriege und eine fehlende Infrastruktur behindert

aus Nairobi PETER BÖHM

Alles beim Alten am Horn von Afrika: Es herrscht Krieg und viele Menschen hungern. Nach der jüngsten Einschätzung der Koordinatorin der Hilfsmaßnahmen der Vereinten Nationen in der Region, Carolyn McAskie, sind 12 bis 18 Millionen Menschen dort akut vom Hunger bedroht und in den nächsten Monaten auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen – acht Millionen davon allein in Äthiopien.

In den nächsten zwei Monaten drohe in der Region „eine schwere humanitäre Krise“, wird sie im UNO-Informationsdienst Irin zitiert. Am schlimmsten betroffen ist Äthiopien, mit 55 Millionen Einwohnern Afrikas zweitbevölkerungsreichstes Land, und dort besonders die Ogaden-Region, ein riesiges Dürregebiet. Sheikh Abdullahi, der Leiter der Gesundheitsbehörde in der Provinzhauptstadt Gode, sagte, im März seien dort schon 400 Menschen an Hunger gestorben, die meisten davon seien Kinder gewesen. Ein großer Teil des Viehbestandes, wie Kamele, Ziegen und einige Kühe, sei außerdem durch die anhaltende Dürre schon verendet.

Die Ogaden-Region ist eine Halbwüste, in der hauptsächlich somalische Nomaden durchziehen. Die Hilfsaktion wird dadurch erschwert, dass es in der Region von der Größe Bayerns nur wenige feste Siedlungen gibt und die Familien oft erst die Ernährungszentren erreichen, wenn es schon längst zu spät ist. „Wenn die Kinder die ersten drei Tage bei uns überleben, dann kommen sie auch durch“, berichtet der bei einer Hilfsorgansisation in Gode beschäftigte Arzt Dr. Mahamoud Ugaz Mohammad.

Die UNO muss ein möglichst drastisches Bild zeichnen

Die Einschätzung der UNO jedoch, dass die derzeitige Situation in Äthiopien bald Ausmaße wie die Dürrekatastrophe der Jahre 1984/85 annehmen könnte, als nach Schätzungen 500.000 Menschen verhungerten, dürfte jedoch der gewöhnliche Alarmismus sein. Denn die UNO ist bei ihrer humanitären Hilfe zum Großteil auf freiwillige Beiträge der Mitgliedsländer angewiesen und muss deshalb für unvorhergesehene, eilige Hilfsaktionen eine möglichst dramatisches Bild der Situation zeichnen, um das nötige Geld zusammenzubekommen.

Erschwert wird die Nahrungsmittellieferung nach Äthiopien durch den seit fast zwei Jahren währenden Krieg mit Eritrea. Die beiden eritreischen Häfen Assab und Massawa sind seitdem blockiert, und Äthiopien ist allein auf den Güterverkehr aus Dschibuti angewiesen. Dschibuti ist jedoch jetzt schon überlastet, und die dringend benötigte Nahrungsmittelhilfe wird deshalb wohl nicht auf dieser Route geliefert werden können.

Die eritreische Regierung hat sich deshalb „im Prinzip“ bereit erklärt, den nahe Nord-Äthiopien gelegenen Hafen Assab zur Verfügung zu stellen. Dieses Ansinnen hat die äthiopische Regierung jedoch mit den Worten abgelehnt, es handele sich um ei-nen „Public-Relations-Gimmick.“ Dass die Somali-Region Äthiopiens am schlimmsten von der Hungersnot betroffen ist, ist eine besondere Ironie. Um den Ogaden kam es 1978 zwischen den Erbfeinden Äthiopien und Somalia zum Krieg, und noch heute kämpfen dort mehrere Rebellengruppen für die Abspaltung von Äthiopien.

Im Sommer 1998, kurz nach Ausbruch des Krieges mit Eritrea, vermeldeten die äthiopischen Medien stolz, dass mehrere Delegationen aus dem Ogaden Ochsen und Getreide an die Front in Nord-Äthiopien gebracht hätten. Das wollte die äthiopische Propaganda damals als handfesten Beweis verstanden wissen, dass ganz Äthiopien hinter dem Krieg mit Eritrea stehe.

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