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Heimatverbunden

Alexander Niemetz, Moderator des „heute-journals“, muss heute leider zuschauen. Der engagierte Journalist ist vorläufig suspendiert

„Einen schönen Abend noch, wo immer sie uns zugeschaut haben.“ Mit diesem Standardsatz kann sich Alexander Niemetz zumindest heute Abend nicht verabschieden. Der Moderator des „heute-journals“ ist vom Bildschirm verbannt. Wegen des Verdachts auf Schleichwerbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat ihn ZDF-Intendant Dieter Stolte „bis zur Klärung der Vorwürfe“ vom Dienst suspendiert.

Was ist passiert? Ein Fax an den „lieben Alexander“, abgeschickt von der PR-Agentur Roba-Press an die Privatadresse Niemetz’, war der Nachrichtenagentur epd zugespielt worden: Darin heißt es: „Heute Journal: versuche noch einige Ideen bezüglich der Melissa Etheridge-Story von der Plattenfirma zu bekommen“.

Niemetz hat nun Anwalt Matthias Prinz damit beauftragt, gegen „die absurden Behauptungen und Verdächtigungen“ vorzugehen. Das Fax, so Niemetz, sei für seine Frau Corinna bestimmt gewesen, die, so will es der Zufall, ebenfalls für Roba-Press tätig ist. Der Autor des Faxes, Kaspar Neftel, ist Mitinhaber von Roba-Press und dem Ehepaar Niemetz freundschaftlich zugeneigt: „Uns verbindet die gleiche Heimat.“

Alexander Niemetz stammt aus Balsthal, einem Dörfchen von etwa 6.000 Seelen im Schweizerischen Kanton Solothurn. In Berlin studierte er Politologe und war in den Sechzigerjahren für kurze Zeit Pressesprecher der CDU Hessen. Wo er auch Christian Schwarz-Schilling kennen lernte – bis Ende der Siebziger war Niemetz dann als Medienreferent für den späteren Bundespostminister tätig. Und Schwarz-Schilling soll den „bekennenden Konservativen“ dann 1979 beim ZDF empfohlen haben.

Aus „übergeordneten Gründen“, wie es damals hieß, wurde Niemetz 1991 von Stolte zum stellvertretenden Leiter des „heute-journals“ berufen. Und dort fiel Niemetz, der sich als Anhänger des „klassischen amerikanischen Journalismus“ bezeichnet, vor allem durch seine Marotten auf, einzelne Worte stark zu betonen. Laut einer internen ZDF-Studie bescheinigten ihm die Zuschauer „Kompetenz und Seriosität“ – ein Pfund, mit dem Niemetz auch bei zahlreichen Nebenjobs wucherte. Der umtriebige Moderator ließ sich als Referent für Immobilienfonds oder den Euro buchen. Ohne Beanstandung, bis epd dem Fax der Firma Roba-Press hinterher recherchierte.

Es könnte sein, dass Alexander Niemitz den angekündigten Umstrukturierungen im Team des „heute-journals“ nicht mehr im Wege steht: Chefredakteur Nikolaus Brender wünscht sich für die Nachrichtensendung neben Wolf von Lojewski angeblich ein jüngeres, weibliches Gesicht.

ARNO FRANK

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