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Schlafstadt Hamburgs

■ Bergedorfer Geschäftsleute diskutieren das Projekt Bahnhofsvorplatz

Zehn Tage vor Hamburgs erstem Bürgerentscheid hat Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) ges-tern in Bergedorf für die geplante Bebauung des Bahnhofsvorplatzes geworben. „An einer Stelle wie dieser muss es eine zusätzliche Kraftanstrengung geben“, sagte der Senator. Andernfalls laufe Bergedorf Gefahr, dass ihm andere Einkaufsorte den Rang abliefen.

Auf Einladung der Initiative für die Pläne der Firma Hochtief diskutierte Mirow im Bergedorfer Rathaus „die Zukunft des Einzelhandels und der bezirklichen Zentren“. Da die Geschäftsleute im wesentlichen unter sich waren, spitzte sich die Debatte auf die Frage zu, wie die bestehenden Läden in der Fußgängerzone vor zu großer Konkurrenz bewahrt werden könnten. „Ganz wichtig ist eine gute und funktionale Anbindung an den gewachsenen Kern“, mahnte der Weinhändler Horst von Have.

Die SPD habe deshalb von Hochtief gefordert, den Bahnhofsausgang „richtungsoffen“ zu gestalten, sagte der Kreisvorsitzende Christoph Krupp. Auch die Fußgängerzone soll eine Chance haben, PassantInnen anzuziehen. Dies werde dadurch erleichtert, dass die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes den Weidenbaumsweg von den 1000 Bussen entlaste, die dort jeden Tag durchrollen. Vielleicht, sekundierte SPD-Fraktionsvorsitzender Werner Omniszczynski, könnte man den nördlichen Teil der Straße sogar richtig fußgängerfreundlich gestalten und die Menschen so in die Alte Hols-tenstraße geleiten. Von Mirow wünschte er sich einen S-Bahn-Ausgang direkt in die Alte Hols-tenstraße. Hierfür müsste der Senat aufkommen, Hochtief seien die Kosten nicht zuzumuten.

Nach Meinung vieler drängt die Zeit. „Wenn wir nicht aufpassen, verkommt Bergedorf zur Schlafstadt Hamburgs“, warnte Hans-Heinrich Klemm vom Landesverband des Einzelhandels. Nachdem jahrelang geplant wurde, sei es „nicht realistisch“, die Hochtief-Pläne zu verwerfen, argumentierte Krupp. Und Bezirksamtsleiterin Christine Steinert befürchtet: Bei einer Ablehnung der Pläne durch die BergedorferInnen werde die Wirtschaftsbehörde zulassen, dass alle Geschäfte, die auf den Bahnhofsvorplatz hätten kommen sollen, zu der geplanten Ikea-Filiale in Moorfleet zögen. knö

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