: Öko-Eier hinter Gittern
Tierschützer prüften nach: Fast jedes dritte „Freilandei“ in Hamburg stammt aus der Legebatterie, vor allem auf Wochenmärkten ■ Von Heike Dierbach
Ostern ist immer eine gute Gelegenheit zum korrekten Feiern – mit Ostermarsch und Eiern von glücklichen Hühnern. Doch letzteres ist nicht so einfach: Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten e.V.“ hat in Hamburg 41 Stichproben, insgesamt 1000 „Freiland-“ oder „Bodenhaltungs“-Eier; mit UV-Licht auf Spuren von Käfiggittern untersucht. Bei zwölf Stichproben, so der Verein, „kamen die Eier eindeutig aus der Legebatterie“.
Die schwarzen Schafe der Hühnerbranche sind offenbar die Händler auf Wochenmärkten, die Eier ohne Stempelaufdruck verkaufen. Obwohl alle mündlich versicherten, dass diese aus Freilandhaltung stammen, wurde in acht von zehn Stichproben die Herkunft aus Käfighaltung nachgewiesen. Bei den Eiern mit Freilandstempeln auf Wochenmärkten waren es zwei von zehn, aus den Supermärkten eine von elf. Und: Sogar bei den Proben aus den Ökoläden war eine von zehn falsch ausgezeichnet.
Messfehler schließt Thomas Pietsch, Nutztier-Referent von „Vier Pfoten“, aus. Zwar habe auch ein Freilandei zuweilen Gitterspuren – etwa, weil es zufällig auf ein Kotgitter gelegt wurde. Der Anteil an Eiern mit Spuren liege aber bei Freilandhaltung im Durchschnitt unter fünf Prozent. Tragen hingegen 30 Prozent der Eier Gitterspuren, so stamme die Probe sicher aus Legebatterien.
Wer im Einzelfall mogle – Händler oder Zulieferer –, lasse sich schwer feststellen, so Pietsch. Die Hamburger Verbraucherzentrale fordert deshalb eine generelle Kennzeichnungspflicht, auch für Käfigeier. Referentin Silke Schwartau vermutet, „dass das die Käufer auch abschrecken würde“. Denn deren Bewusstsein in Bezug auf Eier steige stetig.
„Genau deshalb sind Eier auch immer ein Problem“, weiß Ilka Steitz vom Bundesverband Naturkost. Denn Freilandeier lassen sich naturgemäß nicht schnell in großer Zahl auf kleinem Raum produzieren. Gleichzeitig steige aber der Nachfragedruck, und deshalb „lockt da das Geld“, so Steitz. Für den Bundesverband gilt die Richtlinie: Wenn keine Eier aus ökologischer Haltung mehr zu bekommen sind, „dann muss halt darauf verzichtet werden“. Dem Verband gehören allerdings in Hamburg nur acht Ökoläden an.
„Vier Pfoten“ beruhigt aber: Die Kennzeichnung „Freilandhaltung“ biete eine „relative Sicherheit“ – egal, ob das Ei aus dem Supermarkt, dem Ökoladen oder vom Markt stammt. Nur vor Eiern ohne Kennzeichnung muss gewarnt werden. Der Verein will die betroffenen Händler mit dem Testergebnis konfrontieren und setzt zunächst auf Einsicht: „Ein Konsens“, so Pietsch, „hilft auch den Hühnern“.
Weitere Infos über Eier und Hühner unter www.vier-pfoten.de oder % 399 24 90
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