: Hungerstreik gegen Zensur
MADRID taz ■ Die behandelnden Ärzte sind sich einig: Tawfik Ben Brick, der Tunesien-Korrespondent der französischen Tageszeitung La Croix, ist nach 17 Tagen Hungerstreik an der Grenze des Erträglichen angelangt. „Ab jetzt sind bleibende Schäden zu erwarten“, heißt es in einer Erklärung der Mediziner, die Ben Brick aufgefordert haben, sich ins Krankenhaus zu begeben. Doch der lehnte ab: Er will auf keinen Fall seinen Hungerstreik abbrechen, sondern im Büro des verbotenen Komitees für Freiheit und Menschenrechte in Tunesien (CRLDHT) in Tunis bleiben. Der Journalist sieht in der Nahrungsverweigerung die letzte Chance gegen „das Verbot, zu arbeiten und zu Reisen“, anzugehen. Seit Montag schlossen sich eine Reihe von Menschenrechtsanwälten aus Solidarität der Aktion an.
Die Zensurbehörden von Tunesiens Präsident Zine el-Abidine Ben Ali wollen den 39-jährigen tunesischen Journalisten für sechs Jahre hinter Gittern verschwinden lassen. Sein Vergehen: Er hat in zwei in Frankreich und der Schweiz erschienenen Artikeln über die prekäre Menschenrechtslage im kleinsten Maghrebland berichtet. Als „Verbreitung falscher Nachrichten“, „Aufstachelung zu Unruhen“ und „Verleumdung der Sicherheitskräfte“ gilt dies im Tunesien von Ben Ali, das sich in Hochglanzprospekten gerne als das offenste arabische Land verkauft. Doch schon vor mehr einem Jahr wurde Ben Brick der Pass abgenommen, um seine Ausreise nach Frankreich zu verhindern.
Auch die internationalen Proteste haben bisher nichts bewirkt. „Wir verfolgen die Entwicklung mit äußerster Aufmerksamkeit“, meldet ein Sprecher des französischen Außenministeriums müden Protest an.
Ben Ali lässt so etwas kalt: „Tunesien ist ebenso wie Frankreich oder andere Länder der Pressefreiheit zutiefst verpflichtet. Wir müssen deshalb alle Einmischungen, egal woher sie kommen, zurückweisen“, lässt er sein Außenministerium entgegnen.
Und eine Delegation aus Europaabgeordneten, Vertretern von amnesty international und der Internationalen Föderation für Menschenrechte (FIDH) wurde in der tunesischen Botschaft in Paris erst gar nicht vorgelassen.
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