: Arabischer Monarch
Jordaniens König Abdallah II. besucht erstmals den Nachbarn Israel.Der Herrscher verkleidet sich gern. Im Volk genießt er große Sympathien
Gut ein Jahr ist der junge König von Jordanien erst in seinem Amt, und doch hat er schon 30 Auslandsreisen hinter sich. König Abdallah II. treibt vor allem die wirtschaftliche Not seines Landes zu Gesprächen über Kooperationen mit anderen Ländern an. Seine Reisen bleiben nicht ohne Erfolg: Japan bot Hilfe bei der Schuldentilgung an, und auch die Bundesrepublik ist mit immerhin 3 Millionen US-Dollar für Sozialprojekte und die Verbesserung der Stellung der Frau dabei. Abdallah II. suchte auch eine spürbare Annäherung an Syrien. Die beiden Länder unterhalten eine Reihe gemeinsamer Wirtschaftsprojekte. Zudem gelten König Abdallah und Baschar al-Assad, Sohn und wahrscheinlicher Nachfolger von Präsident Hafis al-Assad, als enge Freunde. Beide sind überzeugte Anhänger von Internet und Satelliten-TV.
Obschon der 38-Jährige bereits kurz nach seiner Amtsübernahme den Besuch im „befreundeten“ Israel ankündigte, kam er erst diese Woche zu einer Blitzvisite auf dem Seeweg nach Eilat am Roten Meer. Zweifellos lagen ihm die Beziehungen zu Syrien, Ägypten und den Palästinensern mehr am Herzen. Um die bilateralen jordanisch-israelischen Beziehungen sowie um den palästinensisch-israelischen Dialog ging es jetzt bei den jüngsten Gesprächen in Eilat. Abdallah unterstützt die Strategie „Land gegen Frieden“ als Grundlage für Gespräche auch mit Syrien und Libanon. Mit Blick auf die bevorstehenden Verhandlungen über Jerusalem meinte der König: „Ich glaube, dass auf politischer Ebene genügend Platz in Jerusalem für eine palästinensische und eine israelische Hauptstadt ist.“
Diese ungewohnt klaren Worte müssen den Palästinensern wie Musik in den Ohren klingen. Der jordanische König war den Flüchtlingen in seinem Land gegenüber nicht immer so rücksichtsvoll. Im vergangenen November ließ er vier hohe Hamas-Aktivisten des Landes verweisen. Dessen ungeachtet schaffte es der politisch eher unbedarfte Karrieresoldat, in den 14 Monaten seit der überraschenden Thronfolge dieselben Sympathiewerte zu erreichen, wie sie einst sein Vater genoss. Sozialreformen, Demokratisierungsprozess und die Stellung der Frau in der Gesellschaft sind Abdallahs zentrale Themen. Obschon er die Hälfte seines Lebens an ausländischen Schulen und Militärakademien verbrachte, sucht er auf bisweilen ungewöhnlichen Wegen die Nähe zu den Menschen in seinem Land. Mal kontrolliert er in der Verkleidung eines Teeverkäufers die Zustände in den Krankenhäusern, mal spornt er, in die Nationalfarben gekleidet, die jordanische Fußballmannschaft an.
SUSANNE KNAUL
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen