: Letzte Ruhe
■ Bürgerbewegung schlägt muslimischen Friedhof statt Wohnsiedlung vor
Die Bürgerinitiative Klein Bors-tel „Rettet den Ohlsdorfer Friedhof“ gibt nicht auf. Nachdem die Senatskommission im März beschlossen hatte, 320 Wohnungen auf dem Gelände der Anzuchtgärtnerei des Friedhofs zu errichten, hat die Ini jetzt vorgeschlagen, dort stattdessen einen muslimischen Friedhof anzulegen.
„Die islamischen Gemeinden suchen dringend eine Friedhofsfläche, die auch den Integrationswillen der islamischen Bevölkerung deutlicht macht“, sagt Walter Kauffmann von der Bürgerbewegung. Allerdings gibt es auf dem Ohlsdorfer Friedhof bereits seit 1941 eine Fläche für muslimische Gräber. Das Gelände des Anzuchtgartens, so Kauffmann, sei aber ideal, weil es separat zugänglich und dennoch Teil des Friedhofs sei.
In der Tat würden die Muslime diese Fläche „mit Kusshand“ nehmen, bestätigt Mustafa Yoldas vom Schura-Rat, einem Zusammenschluss der islamischen Gemeinden und Vereine in Hamburg. Zwar ließen die meisten der hier lebenden Muslime ihre Leichname in die Heimat überführen. Die Zahl der islamischen Bestattungen in Hamburg wachse jedoch, sagt Yoldas: „In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.“
Das will Sabine Blum von den Hamburger Friedhöfen nicht bestätigen. Außerdem „haben wir genug Grabstätten für Menschen muslimischen Glaubens“, versichert sie, „auch wenn die Zahlen steigen sollten.“ Neben dem Ohlsdorfer verfügt auch der Friedhof in Öjendorf über ein islamisches Gräberfeld und eine spezielle Beisetzungshalle. Dort gibt es etwa 65 islamische Beisetzungen pro Jahr, in Ohlsdorf knapp 20. Seit 1978 wurden in Öjendorf insgesamt 831 Muslime bestattet, in Ohlsdorf 200.
Konkrete Pläne für ein weiteres islamisches Gräberfeld gibt es in Bergedorf. „Seit fünf Jahren arbeiten wir daran“, bestätigt Christine Els-Meltzer von der Garten- und Friedhofsabteilung des Bezirksamtes, „jetzt haben wir die größten Hürden überwunden.“ Es müsse sich noch die Umweltbehörde bereit finden, Geld zu geben.
Ein muslimischer Friedhof im Bezirk sei sinnvoll, weil in Bergedorf und Umgebung 6000 Muslime lebten und der Trend dahin gehe, sich in Wohnortnähe bestatten zu lassen. Els-Meltzer hofft auf einen Baubeginn im nächsten Jahr. knö
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