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Ein karges Stück Brot

betr.: „Gesucht: Datsche mit Außenklo“ (Delmenhorster Sozialamt ermittelt gegen jüdische Einwanderer aus GUS-Staaten), taz vom 15./16. 4. 00

Das ist ja unglaublich! [...] Ich habe noch nie gehört, dass es in Deutschland Nachforschungen dieser Art bei deutschen Spätaussiedlern gegeben hätte. Ich will nun keine schlafenden Hunde wecken und auch nicht eine diskriminierte Gruppe gegen die andere auf- beziehungsweise abwerten, aber blinkt uns da nicht schon wieder der blanke Antisemitismus aus braunen deutschen Amtsstuben entgegen? [...]

Das Angebot an Juden aus der ehemaligen Sowjetunion seitens des deutschen Staates erscheint von weitem großzügig, näher betrachtet ist es ein karges Stück Brot. Die Integrationsarbeit müssen hauptsächlich die jüdischen Gemeinden leisten, die sich in der kurzen Zeit seit Kriegsende wahrlich noch nicht von dem Schrecken des Nationalsozialismus erholen konnten. Für die nach 1945 wie durch ein Wunder wieder erstandenen jüdischen Gemeinden stellt diese Integrationshilfe, mit der sie von den nichtjüdischen Deutschen fast ganz allein gelassen werden, eine große Belastungsprobe dar. [...] BARBARA EHRT, Goslar

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