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Das Berliner Dub-Manifest

Probleme der Welt, hört auf dieses Konzert! Der Baske Fermin Muguruza ruft zum 2. Mai

„Zunächst zur Mai-Demo und dann zu meinem Konzert – und dabei stets die internationale Solidarität im Kopf!“, so stellt sich Fermin Muguruza seinen Auftritt in Berlin vor. Dass sein Konzert eine Art musikalischer Nachtrag zum Ersten Mai wird, bei dem man von der Straße auf den Tanzboden wechselt, das legen auch die Liedtexte des „Brigadistak Sound System“ nahe, des neuesten Albums des baskischen Sängers und Gitarristen. Auf dieser Platte widmet sich der aus Irun, einer Induststriestadt im nördlichsten Zipfel Spaniens, stammende Musiker fast allen Konfliktthemen der Welt, ob nun Kurdenproblem, Rassismus in Spanien oder Unterdrückung der Mapuche-Indianer in Chile.

„Ich denke schon, dass bestimmte Texte und die Haltung, mit der man sie vorträgt, bestimmte Reaktionen hervorrufen können“, findet der Sänger, und dabei fällt ihm als Beispiel der Song „Free Nelson Mandela“ ein, dessen „konkreter Slogan konkrete Folgen“ hatte. Und dann definiert er sein Selbstverständnis „als eine Art Chronist“. Als solcher bringe er, „mal expliziter, mal poetisch verblümter, zum Ausdruck, was mir in dieser Welt, bei allen Unterschieden, an Zusammenhängen und Analogien auffällt“.

Analogien fallen vor allem auf, vergleicht man den 36-jährigen Musiker mit seinem langjährigen Freund Manu Chao. Beide entschlossen sich gegen ihre bisherigen Bands zum Alleingang, doch beide legen weiterhin großen Wert auf Kollektivarbeit. So ist es auch nicht überraschend, den Ex-Mano-Negra-Frontmann als einen der insgesamt fast hundert Mitwirkenden auf Fermins Solo-Album zu finden, dessen 14 Tracks in zehn Studios zwischen Südeuropa, Lateinamerika und den USA eingetütet wurden. In den 80ern schon hatte Fermin Muguruza mit den Bands Kortatu und Negu Gorriak Punk mit Reggae verkuppelt, aber nur Letzterem hat er die Treue gehalten, und heute vergnügt sich Fermin Muguruza auch mit dessen Geschwistern Ska, Ragga, Dub und Jungle.

Mit dem eigens für diese Tour formierten Dub Manifest, einem wahrhaft internationalistischen Trupp, und angesichts der vielen Bekanntschaften aus seinen früheren Besuchen in Berlin dürfte Fermin Muguruzas Konzert eine Art Heimspiel werden. Und eine Gelegenheit, jenseits der üblichen Hiobsbotschaften Notiz zu nehmen vom Baskenland, für dessen Unabhängigkeit der Musiker genauso entschieden eintritt wie für einen grenzüberschreitenden Internationalismus.

KATRIN WILCKE

Fermin Muguruza & Dub Manifest am 2. Mai um 21.30 Uhr im Pfefferberg, Mitte

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