piwik no script img

unterm strich

Vielleicht hat es die Berliner einfach genervt, dass die Expo nicht in Berlin ausgerichtet wird, sondern in Hannover. Auf jeden Fall findet in Berlin parallel zur Expo eine „Schau der Superlative“ und „Jahrhundertausstellung“ statt. Und das ist ja fast so toll wie eine Weltausstellung, wenn nicht sogar besser: Unter dem Titel „Sieben Hügel“ werden vom 14. Mai bis zum 29. Oktober rund 2.000 Exponate aus Kunst, Geschichte und Wissenschaft in Berlin gezeigt. Die Ausstellung ordnet sich – denken Sie jetzt bitte an die sieben Hügel Roms, die Sieben Weltwunder oder an Graf Zahl – in sieben Themenbereiche: „Dschungel“, Weltraum“, „Zivilisation“, „Glauben“, Wissen“, „Träumen“ und „Kern“.

Was immer auch mit „Kern“ gemeint ist: Vier Jahre lang haben High-Tech-Unternehmen, Forschungsinstitute, Künstler und Gelehrte aus aller Welt an der multimedialen Wunderschau gearbeitet. Das Ganze hat 28 Millionen Mark gekostet. Dafür gibt es dann zum Beispiel eine „virtuelle Arche Noah“ zu sehen, in der tausende eingefrorener Gene zu sehen sind, aus denen sich künstliche Lebewesen erschaffen lassen. Hört sich so an, als ob Peter Sloterdijk und Frank Schirmacher hier ihren Spaß haben könnten. Des weiteren wird ein „Humanoider Roboter“ vorgeführt, und der James-Bond-Designer Ken Adams baut an einem „futurustischen raumschiffartigen Gebilde“, von dem aus man einen „Blick auf eine Wissenslandschaft der Zukunft“ werfen kann.

Können Sie sich das vorstellen? Nein? Dann vergessen Sie Hannover. Kommen Sie nach Berlin! Auf einem der „Sieben Hügel“ wird gar eine Maschine stehen, die Ihnen das Gefühl vermittelt, ein beschleunigtes Elementarteilchen zu sein. „Extremsport“, findet Kustos Bodo-Michael Baumuk von den Berliner Festspielen. Außerdem, meldet dpa, „erwartet die Besucher ein Hirn-Kino, bei dem man sich selbst beim Denken zuschauen kann“. Das möchten Sie gar nicht? Na, dann bleiben Sie eben in Hannover.

Oder fahren Sie nach Brandenburg. Da werden Sie nämlich demnächst bestaunen können, was man mit EU-Geldern so macht. Gerade hatte man in Brüssel das Programm „Kultur 2000“ beschlossen – 327 Millionen Mark, mit denen kulturelle Projekte in Europa unterstützt werden sollen: „Wir hoffen“, erklärte nun ein Sprecher des Brandenburgischen Kulturministeriums, „dass von den Mitteln ein ordentlicher Teil nach Brandenburg fließen wird.“ Jetzt wird es also ein Ausschreibungsverfahren geben. Wer in Brandenburg die Hoffnungen des Kulturministeriums teilt bzw. Geld braucht, sollte sich schnell informieren, ob sein Projekt förderungswürdig ist. Bedingung: Es muss „innovativ und originell“ sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen