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Weg vom Durchlauferhitzer

Qualifiziertes Personal: Immer mehr Leiharbeitsfirmen wollen ihre Beschäftigten durch Tarifverträge dauerhaft binden  ■ Von Kai von Appen

Ungeliebt und mit Begriffen wie „Menschen-“ oder gar „Sklavenhandel“ geschmäht – nicht nur den Gewerkschaften waren „Leiharbeitsfirmen“ lange Zeit ein Dorn im Auge. Inzwischen hat sich die Branche zu einem ernstzunehmenden und oft sogar beliebten Beschäftigungssektor gemausert, der nach tariflichen Regelungen verlangt. Die größte Zeitarbeitsfirma Randstad hat nun mit den Gewerkschaften ÖTV und DAG für ihre 25.000 festen überbetrieblichen Arbeiter und Angestellten einen Haustarifvertrag abgeschlossen, der als Modell in diesem Bereich gelten könnte.

Das Phänomen der Zeitarbeit gibt es seit Jahrzehnten. Firmen nutzen den Vorteil, nach Bedarf Arbeitskräfte ordern zu können – wenngleich zu höheren Stundensätzen als bei Festanstellung –, ohne langfristige Verbindlichkeiten eingehen zu müssen. Andersrum: Ist die Arbeit getan oder passt dem Boss die Nase nicht mehr, ist er den Zeitarbeiter ohne arbeitsrechtliche Probleme wieder los. Doch auch für Stellensuchende waren Leiharbeitsverhältnisse – trotz der teilweise miserablen Löhne – häufig interessant, weil sie über diesen Weg Firmen kennenlernen und unter Umständen eine feste Anstellung finden konnten. Diese Funktion als eine Art „Durchlauferhitzer“ will die Branche loswerden. Zeitarbeitsfirmen legten mittlerweile „größeren Wert auf Dauerarbeitnehmer“, stellt DAG-Bundessprecher Ingo Schwope fest.

Der IG Metall Küste gelang bereits im August vorigen Jahres ein Durchbruch. Damals klopfte die Harburger Zeitarbeitsfirma „Top Personalservice“ an die Tür, um für ihre 800 Mitarbeiter einen Haustarifvertrag abzuschließen. Die Firma vermittelt hauptsächlich in die Metallindustrie, entsprechend wurden in dem Tarifvertrag Löhne, Arbeitszeiten, Sonderzahlungen, Zuschläge und Altersversorgung festgeschrieben, die den Tarifregelungen der Metallindus-trie gleichen.

Der Haus- und Manteltarifvertrag beim Marktführer Randstad hat nun einen weiteren Meilenstein gelegt: „Mit den festgelegten Standards wird Billigkonkurrenz durch Leiharbeit vermieden“, freut sich ÖTV-Verhandlungsführer Wilhelm Zechner. „Der Anreiz ist weg, bestehende feste Arbeitsverhältnisse durch Leiharbeit zu ersetzen.“ Andererseits wird für Randstad-Chef Jan Vermeulen der Tarifvertrag den Herausforderungen und Veränderungen des Arbeitsmarkes im neuen Jahrtausend gerecht, wo flexible Arbeit eine entscheidene Rolle spielen wird. „Unser Anliegen ist, überbetriebliche Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und dadurch unseren Kunden qualifiziertes und motoviertes Personal bereitzustellen“, sagt Vermeulen.

Vor allem die „sozialpolitische Komponente“ in dem Vertragswerk – neben den geregelten Arbeits- und Sozialleistungen – lässt sich laut DAG und HBV sehen. So hat Randstad mit der Bundesanstalt für Arbeit eine Initiative gestartet, Langzeitarbeitslose über den Weg der Zeitarbeit wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Nach Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft haben seit Mitte 1998 bis Ende 1999 insgesamt 57.000 Langzeitarbeitslose eine feste Anstellung über eine Zeitarbeitsfirmen gefunden. Im Jahr 2006, so prognostiziert das Institut, könnten im Jahresdurchschnitt eine Million Menschen über Zeitarbeit beschäftigt werden.

Und nicht nur mobile Fachkräfte. 27 Prozent der Beschäftigten in der „Jobmaschine Leiharbeit“ sind schon heute Ungelernte, Wiedereinsteiger oder ältere Arbeitnehmer.

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