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Negawatt spart Geld

Freiburger Bürger investieren eine halbe Million Mark in eine städtische Schule

So viel Bürgerengagement ist selten: 100 Freiburger haben mit einer halben Million Mark Eigenkapital eine städtische Schule saniert, um deren Energieverbrauch drastisch zu reduzieren. Mit dem Geld erhielt die Staudinger-Gesamtschule – ein Energie vergeudender Bau aus den 70er-Jahren – eine bessere Heizungssteuerung, eine optimierte Lüftungsanlage und 42 Quadratmeter Sonnenkollektoren. Auch die Beleuchtung und die Sanitäranlage wurden modernisiert.

Inzwischen ist absehbar, dass man Einsparungen beim Stromverbrauch von 25 Prozent, beim Wärmebedarf von mehr als 30 Prozent und beim Wasserverbrauch von sogar 70 Prozent erzielen wird. Alles wohlgemerkt allein auf Initiative von Lehrern, Eltern und anderen engagierten Bürgern. Der Clou an dem Projekt: Die Stadt Freiburg als Schulträger spart durch die Investitionen jährlich so viel Geld, dass sie über einen Zeitraum von acht Jahren regelmäßig einen ordentlichen Betrag an die Gönner ausschütten wird.

Dieses Prinzip war für Initiator Dieter Seifried der Kern des Projektes. Denn der langjährige Energieexperte des Öko-Instituts hatte oft in Studien nachgewiesen, dass sich mit Einsparinvestitionen gutes Geld verdienen lässt. Und genau das wollte er nun zusammen mit Eltern und Lehrern in der Praxis zeigen.

Die Idee trägt den Arbeitstitel „Negawatt“. Seifried hatte eigens für diesen Zweck im Herbst 1998 mit zwei Institutskollegen die Firma Eco-Watt GmbH & Co gegründet; Lehrer der Schule oder Eltern der Schüler konnten mit Beträgen ab 1.000 Mark einsteigen, andere Interessenten ab 5.000 Mark. Die Rendite für die Investoren wurde auf 6 Prozent gedeckelt. Sind die Einsparungen größer – was nach den ersten Bilanzen gut möglich ist –, wird der zusätzliche Ertrag für weitere Einsparinvestitionen in der Schule genutzt. Denn an erster Stelle soll nicht der monetäre Gewinn stehen. Jährlich wird die Rendite an die Geldgeber ausgeschüttet, bis das Projekt nach 8 Jahren abgeschlossen ist. Alle nachfolgenden Einsparungen kommen voll der Stadt zugute und die Investitionen werden 15 bis 20 Jahre lang Gewinn abwerfen.

Die Schule mit ihren 1.200 Schülern thematisiert den sparsamen Umgang mit Energie auch im Unterricht. Für Schulleiter Wolfgang Kolb war das pädagogische Begleitprogramm von Anfang an unverzichtbar: „Energiesparen darf nicht zur technischen Angelegenheit reduziert werden“, sagt er. Willkommen ist ihm außerdem die neue Transparenz: „Bisher war es für Schulleiter nicht möglich, Angaben über den Energieverbrauch in der eigenen Schule zu machen.“

Jetzt will die Eco-Watt weitere Projekte dieser Art angehen. „Das Konzept ist übertragbar“, sagt Dieter Seifried. Wichtig sei, dass die Investitionen nicht von den Energieversorgungsunternehmen selbst vorgenommen werden. Versorgungsleistung und Einsparleistung müssten getrennt werden, weil der Energieversorger durch die Liberalisierung der Energiemärkte „mehr denn je Interesse hat, viel Strom, Gas und Wärme zu verkaufen“. Was übrig bleibe, wenn Energieversorger Einspar-Investitionen tätigen, sei absehbar „symbolische Politik“. BERNWARD JANZING

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