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kurzportrait

Oluyemi Adeniji

Der Leiter der UN-Mission in Sierra Leone (Unamsil), Oluyemi Adeniji, ist ein bedächtiger Mann, dem protziges militärisches Auftreten fremd ist. Der 1934 geborene weißhaarige Diplomat aus Nigeria liebt die feinsinnige Analyse und das unsichtbare Wirken hinter den Kulissen. Damit passt er hervorragend zu UN-Generalsekretär Kofi Annan, für den er ein Hauptakteur der versuchten Rückkehr der UNO auf die Bühne der afrikanischen Politik ist. Obwohl schon 1994 nach einer langen diplomatischen Karriere in Pension gegangen, holte Annan ihn 1998 in die Zentralafrikanische Republik, um dort die – seit Ruanda – erste neue UN-Blauhelm-Mission auf dem Kontinent zu leiten. Als Chef der „Minurca“ gewann Adeniji allseits Respekt. Indem er keine Konfliktpartei zum Feind erklärte, sondern sie alle in die Arbeit der UNO einbezog und ihnen zugleich strenge Auflagen machte, verwandelte Adeniji eine Mission, der die meisten wenig Erfolg prophezeit hatten, zu einer der erfolgreichsten der UNO. „Alle Parteien vertrauen der Minurca“, erklärte Adeniji damals der taz und sagte: „Die Mission hat gezeigt, dass Afrikaner selber Frieden sichern können, wenn die Ressourcen vorhanden sind.“ So war Adeniji der natürliche Kandidat, als Ende 1999 für die neue UN-Mission in Sierra Leone ein erfahrener Leiter gesucht wurde. Auch hier versuchte er, weniger durch den Beweis militärischer Stärke als durch das Schaffen persönlichen Vertrauens zu trumpfen. Die sierraleonischen Rebellen scheint dies jedoch wenig zu beeindrucken. Auf Adenijis Aufstieg könnte ein rascher Sturz folgen.

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