: Zurück zum Verursacherprinzip
Bezahlte Bürgerarbeit durch Abgaben auf gesundheitsschädigende Produkte: Die GesundheitsAkademie will mit dem Salutive-Konzept lokale Verantwortung stärken und die Gesundheitsförderung auf neue Füße stellen
Seit zwei Jahren bereitet die GesundheitsAkademie ein Programm für eine systematische Politik der Gesundheitsförderung vor, mit dessen Umsetzung in diesem Sommer mit der Programmbezeichnung „Die Salutive“ (= Salutogenese – Initiative) begonnen wird. Es orientiert sich an den WHO-Programmen zur Gesundheitsförderung, wie sie zuletzt in der „Jakarta-Deklaration zur Gesundheitsförderung im 21. Jahrhundert“ veröffentlicht wurden, und soll beim Gesundheitstag 2000 vorgestellt werden. Im Mittelpunkt steht eine erweiterte Bürgerbeteiligung mit den folgenden Zielen:
1. Gesundheitsförderung soll in Deutschland zu einem vorrangigen Anliegen in allen gesundheitsrelevanten Bereichen des Alltagslebens der Menschen werden. Die Stärkung gesundheitsfördernder Lebensbedingungen richtet sich auf familiäre, wohnliche, nachbarschaftliche, betriebliche und lokale Lebenszusammenhänge und ist vor allem dort um einen Ausgleich ungleicher Lebenschancen bemüht, wo eklatante Defizite die selbstbestimmte Sorge für ein gelingendes Leben beeinträchtigen.
2. In entwickelten Industriegesellschaften, in denen nicht mehr Hunger und quantitative materielle Existenznöte großer Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt stehen, gewinnt das Interesse an einer nachhaltigen, salutogenetischen und sinnstiftenden Lebensweise an Bedeutung. Es ist im Zeitalter einer angekündigten Wissensgesellschaft eine nahe liegende Strategie, in eine öffentliche Gesundheitsbildung zu investieren. Eine gesundheitsfördernde Lebenskunde sollte künftig im Zentrum schulischer Allgemeinbildung stehen.
3. Das Wissen über die Möglichkeiten der Förderung von Gesundheit muss als öffentliches Wissen allen Menschen zugänglich sein. Zudem schafft der Rückgang industrieller Arbeitsplätze einen neuen Freiraum für gesellschaftlich sinnvolle Bürgerarbeit mit einem garantierten Grundeinkommen. Ein öffentlich gefördertes Qualifizierungsangebot für sorgende, pflegende, fördernde und planende Verantwortungen gegenüber der sozialen Mitwelt und der Umwelt im kommunalen Rahmen kann zu einem zentralen Merkmal einer bürgerschaftlichen Wohlfahrtsgesellschaft werden.
Aus den bisherigen Erfahrungen lassen sich drei wesentliche Bereiche identifizieren, die weiter zu entwickeln sind:
a.) Politisch-programmatische Zielformulierungen mit bindender Wirkung für die Verwaltungen und Einladungen zur öffentlichen Beteiligung.
b.) Investitionen in Orte der Gesundheitsförderung. Es geht dabei um öffentliche Gemeinschaftseinrichtungen, die eine Informations- und Koordinationsfunktion übernehmen können und einen Ort für bürgerschaftliche Aktivitäten bilden: Gesundheitsladen oder -haus, Selbsthilfe-, Soziokulturelles- oder Umweltzentrum, Agenda-Büro, Gesunde-Städte-Büro u. Ä.
Die Erwirtschaftung von Privatgewinnen und Aktien-Dividenden durch die Ausnutzung von Krankheitssituationen anderer wird dagegen künftig als unsittliches Handeln durch politische Regelungen erschwert.
c.) Neue Finanzierungsformen für die Gesundheitsförderung
Ein ZukunftsFonds Gesundheitsförderung kann zwischen individueller Krankheitsversicherung und staatlicher Rahmenverantwortung neue Initiativen für eine gesundheitsfördernde Lebenskultur ermöglichen. Durch öffentliche Abgaben auf gesundheitsschädigende Produkte kann deren Verbreitung eingeschränkt die Glaubwürdigkeit und Wirkung öffentlicher Gesundheitspolitik erhöht werden. Auszüge aus dem Salutive-Konzept, das Ende Mai im Mabuse-Verlag, Frankfurt a. M., als Buch erscheint. Weitere Informationen über die GesundheitsAkademie: www.gesundheits.de
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