Green-Card-Dialog

Bei seinem ersten Besuch in Indien bewegt sich Außenminister Fischer zwischen Werbung für die Green Card und einem strategischem Dialog

DELHI taz ■ Er sei nicht als Handelsreisender nach Indien gekommen, meinte Bundesaußenminister Joschka Fischer, als er sich an der Spitze einer 20-köpfigen Geschäftsdelegation am ersten Tag seines Indienbesuchs in Bangalore mit dem neuen Indien der dotcoms vertraut machte. Ein vorgesehenes Frühstückstreffen mit dem lokalen Regierungspräsidenten von Karnataka fand nicht statt, weil dieser einer religiösen Zeremonie beiwohnen musste. Der Besucher, ebenfalls kein Frühstücksfan, tat es ihm nach und besuchte ebenfalls einen Tempel.

Auch beim Mittagessen der Handelskammer war Fischer nicht dabei. In seinen Gesprächen mit jungen IT-Spezialisten machte er dann aber doch Deutschland-Werbung. Sie war auch nötig. Denn vom Wetter über das Taxifahrer-Image der Inder bis zum Essen fanden die potentiellen Green-Card-Bewerber wenig, das ihren Blick von Kalifornien weg nach Deutschland richtete. Beim Wetter könne er wenig tun, so Fischer launig, aber er werde persönlich dafür sorgen, dass das Essen besser werde.

Im Zentrum von Fischers Gesprächen in Delhi stand das Treffen mit seinem Amtskollegen Jaswant Singh. Die beiden Außenminister verabschiedeten eine „Agenda für die deutsch-indische Partnerschaft im 21. Jahrhundert“. Sie bekräftigt die Absicht der beiden „natürlichen Partner“ zum Ausbau ihrer Beziehungen, denen sie eine strategische Dimension geben wollen.

Beide Regierungen seien dem Ziel weltweiter Abrüstung und Nichtverbreitung verpflichtet, auch wenn es beim einzuschlagenden Weg „unterschiedliche Auffassungen“ gebe. Dazu gehört Indiens Überzeugung, dass es zum Zweck einer „minimalen Abschreckung“ auf eine limitierte Zahl von Atomwaffen angewiesen sei. Indiens Atomtests von 1998 werden im Text nicht erwähnt. Beide Staaten sehen sich auch als logische Anwärter für einen Sitz im UN-Sicherheitsrat, vermeiden es aber, sich der gegenseitigen Unterstützung ihrer Kandidaturen zu versichern.

Fischer traf sich auch mit Befürwortern und Gegnern des Maheshwar-Staudammprojekts in Zentralindien. Für die Befürworter zeigt die gegenwärtige Dürre die Notwendigkeit, das Flusswasser wirtschaftlich zu nutzen. Die Gegner wiesen auf die Zerstörung von knappem Lebensraum und Ackerland hin. Siemens will für das Projekt die Ausrüstung liefern, aber nur mit staatlichen Hermes-Bürgschaften. Ein kürzlicher Bericht der Deutschen Botschaft in Delhi soll sich positiv zum Projekt geäußert haben. Es wurde ihm aber vorgeworfen, nachweisbar falsche Angaben zu enthalten und nicht objektiv zu sein.