: Betr.: Antworten auf Letzte Fragen
Wenn einer nicht sehen kann, ist er blind. Wenn einer nichts hört, ist er taub. Und wenn einer nichts riecht? (20. 5. 00)
Politisch korrekt heißt ein Mensch, der nichts riecht, „olfaktorisch benachteiligt“.
Maike Lück, Berlin
Dann ist er ruchlos!
Norbert Lippek, Bremen
Dann ist er geruchlos.
Helga Schneider-Ludorff,
Oberursel
Verschnupft.
Mathias Ulrichs, Nürnberg
Dann hat er Heuschnupfen.
Theresia Heitlinger,
Bad Wimpfen
Wenn einer nichts riechen kann, ist er unschnupprig.
Ayla (6), Heidelberg
Geruchlos.
Axel Dessecker, Göttingen
Ist noch nicht in die deutsche Sprache eingegangen! Deshalb jetzt die Demonstration, wie solch ein historischer Akt der Wortschöpfung vor sich geht: Nichts sehen – blind; nichts hören – taub; nichts hören, sehen, riechen – politisch. Daraus folgt, wenn man/frau alle Buchstaben, die in dem Wort politisch, blind und taub gleichzeitig enthalten sind, aus dem Wort politisch entfernt: „poisch“. Wer nichts riecht, ist poisch!
Diese neue Art der Wortschöpfung nennt man übrigens Rechtschreibreform für Mathematiker.
Stephan Wach, Thierstein
Wenn einer nichts riecht, ist er nach dem Gesetz nicht behindert und braucht deshalb auch keinen eigenen Namen. Schließlich hat er nur das Mitgefühl einiger Freunde und Bekannter zu erwarten.
Christian Jürgens, Bremen
Anosmisch!
Volker Zickenrott, Berlin
Wenn einer nichts riecht, kann er auch nichts mehr schmecken, also ist er geschmacklos. Er ist aber auch einsam, denn er kann alle nicht mehr riechen. Und er ist ein Lügner, wenn er sagt: „Ich will Mariechen“.
Eva Acel und Michael Kerneck, Hamburg
Geruchsblind. Da Riechstörungen meist mit Störungen der Geschmackfähigkeit einhergehen, könnte man auch sagen „geschmacklos“ – unter der Gefahr, selbst eins auf die Nase zu kriegen und dann nichts mehr riechen zu können.
Uta Eckensberger,
Saarbrücken
Geruchstaub.
Gisbert Zalich, Bremen
Ist er zu beneiden, vor allem wenn er in der Scheiße steht.
Gerd Neurath, Saarbrücken
Dann ist er wenigstens zum Teil im echten Vorteil (beispielsweise bei penetrantem Schweiß- oder Parfümgeruch in der Straßenbahn).
Holger Wehrstadt, Hannover
. . . dann ist er eine arme Socke, weil er dann auch nichts schmeckt und schon bald nicht mehr hören kann, wenn ihm andere davon vorschwärmen, wie gut alles wieder schmeckt. Bald wird er dann vermutlich blind für all die Leckereien.
Steffi Lahme und Christian Fischer, Menden
Warum ist „Schlichtes“ oft gleichzeitig „ergreifend“? (20. 5. 00)
Die Frage ist schlicht, aber nicht ergreifend. Was zu beweisen war.
Steffen Sachtleber, Berlin
Schlicht und ergreifend: Warum nicht?
Gisbert Zalich, Bremen
Der Beruf eines Polizisten ist es, zu ergreifen. Voraussetzung dafür ist Schlichtheit.
Claus Langbein,
Kornwestheim
Aus Mitleid mit dem Schlichten. Eva Kurz, Essen
Warum ist Unverfrorenheit eine Untugend? (20. 5. 00)
Weil Verfrorenheit eine Tugend ist. Wer friert, hat nichts anzuziehen (zu heizen, zu trinken), und Entsagung ist bekanntlich immer eine Tugend.
Mathias René Hofter, Berlin
Weil Verfrorenheit eine Tugend ist. Gebe ich mein letztes Hemd weg, nütze ich meinem Mitmenschen. Behalte ich es unverfroren selber an, hat er nichts davon.
Birgit Uthe, Salzgitter
Wer noch nicht eiskalt ist, könnte ja womöglich etwas verändern.
Gregor Stadlober, Berlin
Weil Unverfrorenheit etwas mit menschlicher Kälte zu tun hat, auch wenn der Begriff zu wörtlich verstanden eher das Gegenteil hergibt.
Gislber Zalich, Bremen
Weil „unverfroren“ nichts – wie man denken könnte – mit „frieren“ zu tun hat, sondern vom niederdeutschen „vare“ (Gefahr) herkommt, in die sich jeder begibt, der „unververt“, unerschrocken und tolldreist, das heißt ohne tugendhaft die Konsequenzen zu bedenken handelt. Uta Eckensberger,
Saarbrücken
Warum gibt es für Kinder zwar regelmäßig an der Wursttheke eine Scheibe Wurst, an der Käsetheke dagegen nie eine Käsescheibe?
Im Lande Bremen kann man Folgendes beobachten: Alle erwachsenen KäseeinkäuferInnen erhalten im holländischen Käsefachhandel immer eine Käsescheibe gratis. Dies geschieht unabhängig von der gekauften Käsemenge und davon, ob die KundInnen in Begleitung von Kindern sind. Stellt sich also die Frage: Warum verfahren SupermarktkäsethekenverkäuferInnen anders?
Ekkehard Schröter,
Bremerhaven
Ich kann nur vermuten, dass Frau Schlack mit ihren Kindern zum falschen Käsehändler geht. Unsere Kinder bekommen immer eine Scheibe Käse, allerdings nicht an der Käsetheke im Supermarkt; dort befürchtet man wahrscheinlich, dass die Rinde der maschinell abgeschnittenen Scheibe mitgegessen wird. Bei unserem holländischen Käsehändler auf dem Markt wird für jedes Kind, und zum Teil auch für die Erwachsenen, mit dem Käsehobel eine Scheibe vom ganzen Laib geschnitten. Die Erwachsenen müssen dafür Interesse an neuen Käsesorten vortäuschen. Zusammen mit dem Apfel vom Obsthändler, der Möhre am Gemüsestand und der Scheibe Wurst beim Fleischhändler kann man sich als Kind beim Markteinkauf jedenfalls schon fast satt essen. Anne Großkopf, Rheine
Wann beginnt die Vergangenheit? (6. 5. 00) Die Herkunft der Antwort „Wenn der Augenblick vorbei ist“ konnte geklärt werden. Sie stammt von Jana Kämmer aus Warendorf.
Beginnen ist immer auf die Zukunft hin ausgerichtet. Die Vergangenheit beginnt nicht, nur die Gegenwart hört auf. Das liegt daran, dass die Vergangenheit falsch herum verläuft und endlos ist. Auch der Urknall kann nicht als Begrenzung dienen, wenn man ein pulsierendes Universum annimmt.
Karl-Heinz Kekeisen, Berlin
Die Vergangenheit ist die gewesene Zukunft einer früheren Gegenwart, hat also im Grunde genau dann aufgehört zu sein, wenn sie anfängt. Die Frage ist: Kann das Gewesene anfangen, also ist der Beginn der Vollendung nicht schon das Ende des Anfangs? Zeigt dieses Ende möglicherweise stets in die Gegenwart: Dann wäre der Anfang der Vergangenheit genau jetzt.
Eberhard Gültzow, Holzen
Um Knud Jahnke seiner Sorgen um die Einteilung der Zeit zu entledigen, verweisen wir ihn auf die hinreichende Aussage Sören Kierkegaards zu diesem Thema:
„Aber weil eben jeder Moment, ebenso wie die Summe der Momente, ein Prozess (ein Vorbeigehen) ist, so ist kein Moment ein gegenwärtiger, und insoweit ist da in der Zeit weder ein Gegenwärtiges noch ein Vergangenes, noch ein Zukünftiges“ (Sören Kierkegaard: „Der Begriff Angst“, Kopenhagen 1844).
Lars Gehrmann,
Bad Oeynhausen
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