american pie: Matthäus und Co. bald im Vorspiel für die Frauenliga
Die Romanze wird fortgesetzt
The courtroom was adjourned
Neuer Schub für den Fußball in den USA: Die im 5. Jahr dümpelnde Major League Soccer (MLS) und die Womens Soccer United Association (WUSA), die ab 2001 eine Profiliga starten will, haben eine Kooperation vereinbart. „In der 11. Stunde“, so MLS-Comissioner Don Garber. TV-Verträge, Franchise-Nehmer, Spielstätten und ein 60 Millionen Dollar schwerer Etat für die ersten fünf Jahre sind gesichert.
Die Anerkennung durch den Verband US-Soccer steht zwar weiterhin aus. Doch das stört die WUSA-Führung ebenso wenig wie die 20 Spielerinnen aus dem weltmeisterlichen US-Team, die selbst Verbandsmitgründerinnen und Anteilseignerinnen an den Teams sind. Topstar Mia Hamm hat schon erklärt, dass alle ab April 2001 dabei sind. Die MLS soll in die neue Partnerschaft organisatorische und administrative Erfahrungen einbringen, die WUSA versprach der Männerliga dafür Werbespots in den beteiligten Kabelkanälen. Cox, Comcast, Time Warner und AT&T sind Eigner der Frauenteams, die mit einem Etat von je fünf Millionen Dollar ausgestattet sind. Turner und CNN wollen 22 Frauenspiele pro Saison übertragen. „Wir werden die ganze Welt erreichen“, sagt Jim Waters von CNN Sports. „Amerika hat sich in den Frauenfußball verliebt. Wir werden diese Romanze fortsetzen“, jubelt Joseph Collins von Time Warner.
Die 20 Weltmeisterinnen sind den Teams bereits zugeordnet: Mia Hamm geht zu Washington DC; nach San Francisco müssen Brandi Chastain und ihr WM-finaler Sport-BH; Kristine Lilly, die kürzlich ihr 200. Länderspiel bestritt, wird nach Boston geschickt. Als stärkstes Team gilt bislang San Diego mit Shannon Mac Millan, Julie Foudy und Joy Fawcett. Die Konkurrenz zu Lothar Matthäus und seinen MetroStars verkörpert in New York Torjägerin Tiffeny Milbrett, die fast so gut Deutsch spricht wie Lothar Englisch.
Ex-Nationaltrainer Tony DiCicco hat in seinem Job als Sportkoordinator der WUSA mit Bewerbungen aus aller Welt alle Hände voll zu tun. Weltklassespielerinnen wie Sissi (Brasilien) und Charmaine Hooper (Kanada) warten darauf, einem Team zugeteilt zu werden. Pro fünfmonatiger Saison gibt es im Schnitt 40.000 Dollar zu verdienen. Die Existenz einer Wunschliste mit acht DFB-Größen wie Inka Grings, Doris Fitschen und Birgit Prinz wollte DiCicco nicht bestätigen.
Da die WUSA in fünf MLS-Städten vertreten ist, sind Doppelveranstaltungen zu erwarten. Nun sind in den USA die Frauen deutlich populärer. Das bedeuetet: Lothar Matthäus und seine MetroStars müssen sich auf Vorspiele zum Haupt-Event der Frauen einstellen. Andersherum geht es jedenfalls nicht. Bei einem Spiel der Frauen-WM 1999 in Palo Alto war jeder Platz besetzt; als danach San José Earthquakes und DC United spielten, blieben kaum 10.000 Zuschauer im Riesenrund. RAINER HENNIES
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