■ Ürdrüs wahre Kolumne
: Tolerante Kniebundhose

Der Sabbelkopp Rezzo Schlauch, der im grünen Staatstheater die Rolle des Möllemann gibt, kann ja nun wirklich nichts dafür, dass seine Frisur so wirkt wie die vergrößerte Aufnahme eines x-beliebigen Arschlochs: Verantwortlich machen kann man ihn aber wohl für den jüngst erfolgten kollektiven Eintritt seiner Partei in den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club.

In solchen Zeiten nicht geringschätzen darf man daher die Entscheidung der Bremer Tazze Katja Ubben, ab heute ihre geschätzte Arbeitskraft nicht mehr dieser Heimatzeitung anzudienen, sondern beim ADFC für den Sieg des Fahrrads und für die Vision der Befreiung von der Töfftöff-Diktatur zu streiten: viel Erfolg auf allen Radwegen – und bitte immer ein Ersatzventil in der Satteltasche.

Vorsehen sollte sich gefälligst der Kanther-Verschnitt Hartmut Perschau mit seinem strunzdoofen Altherren-Geseier vom „sozialistischen Nivellierungssystem“ im bremischen Bil-dungswesen. Wer mit solchem Phrasengedresch auf die Gesamtschule eindrischt und sie über Sparzwänge liquidieren will, muss damit rechnen, dass seine eigenen Besinnungsaufsätze aus Pennälerzeiten dem öffentlichen Gespött preisgegeben werden: Damit wir merken, was für frühzeitig diagnostizierte Ignoranz uns da zu regieren trachtet. Woher ich das weiß? Nun, man muss ja nur lesen und hören, was er sich heute so zusammenstoppelt, um Mitleid mit seinem einstigen Deutschlehrer zu haben...

Ich hoffe, nicht umsonst an die Leser dieses Blattes zu appellieren, wenn ich auf einen Hilferuf aufmerksam mache, den „Er, 38“ in der beliebten Wochenschrift „Heim & Welt“ als Stellengesuch vom Stapel gelassen hat: „Er, 38, sucht toleranten Arbeitgeber, der ihm erlaubt, während der Arbeitszeit Kniebundhosen zu tragen“. Ein solcher Job müsste doch wohl in Bremen zu finden sein, wo der Alpenverein schließlich neben Gewerkschaften, Kleingärtnern und Schaustellern zu den mächtigsten Verbänden der Stadt zählt! Die Chiffre-Nummer wäre übrigens 22-1304.

Dass Innensenator Bernt Schulte als doch halbwegs kultivierter Mensch einen Radaubruder vom rechten Rand wie den Berliner Schnauzdemagogen Kuno Böse als Staatsrat nach Bremen holt, zeigt die ganze Tragik dessen auf, der Politik als Job betreibt und sich selbst zu fein ist, mit dem roten Gummi-Pümpel im verstopften Rohr zu wühlen. Ein Bild dieses Dr. Böse hing während des letzten Berliner Wahlkampfes im Pissbe-cken des Kreuzberger Lokals „Trinkteufel“ und war mit dem Hinweis versehen „Spült dem Skin die Perücke vom Schädel“: So einer soll hier Lohn und Brot bekommen, wo dieses Gemeinwesen doch genügend eigene Versorgungsfälle hat?

Space Park klappt nicht, Ocean Park ging den Bach runter, die Expo wird zur Pleite: Und ich grundgütiger Prophet habe das alles schon vorher gesagt, doch die hohen Herren vergeuden lieber die Millionen für Gutachter und Planer, statt für einen Kasten Pils den Rat des Allwissenden vorher einzuholen – es wäre fast zum Verzweifeln, wenn dem nicht der tiefere Sinn innewohnen würde, dass durch solche Mätzchen der Anachronismus der Selbständigkeit Bremens schneller an sein natürliches Ende kommt.

Und erheben wir zum Abschluss unser Glas und trinken auf die Bewegung 2. Juni, die genau heute vor mehr als dreißig Jahren auf dem Berliner Kurfürstendamm vom Startschuss des Polizeimeisters Kurrass auf die Reise geschickt wurde, die bis heute nicht im Marsch durch die Institutionen geendet hat, freut sich

Ulrich „Herzbub“ Reineking