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Josina von der Linden, Zuschauerin:

Ihre rheinische Frohnatur zieht sie zum Karneval. Obwohl Josina von der Linden schon 15 Jahre in Berlin lebt, hat sie den Spaß am Verkleiden nicht verloren. „Die fantasievollen Kostüme begeistern mich jedes Jahr aufs Neue“, meint die 37-Jährige. Deshalb habe sie ihre Wohnung durchstöbert, um sich selbst ein Kostüm zu basteln. Alte Bürsten wurden so zu Fühlern, die Kindersonnenbrille zu Fliegenaugen. Im Gegensatz zum rheinischen Karneval findet sie es „klasse, dass hier alle Leute auf der Straße tanzen“. Einen politischen Aspekt hat der Umzug in ihren Augen nicht. Er trage „höchstens zu mehr Verständnis für das Nebeneinander in Berlin“ bei. Doch sie bedauert den wachsenden Kommerz. „Als der Umzug noch direkt durch den Kreuzberger Kiez ging, war die Stimmung irgendwie netter“, sagte sie. Jetzt, wo der Karneval ein Publikumsrenner sei, „ist das Ganze stressiger“. So machen „nicht nur die Kinder, sondern auch die Tänzer einen abgekämpften Eindruck“. Sie wünscht sich „mehr deutsche Gruppen“. Obwohl in Deutschland viel Brauchtum existiert, „schämt man sich, Trachten anzuziehen. Dabei muss es doch nicht immer gleich das exotische Kostüm sein, um eine Kultur zu präsentieren.“

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