Holger Strohm: Atomrisiko-Mahner

■ „Atom-Kompromiss hätte die CDU nicht durchbekommen“

Als 1981 Holger Strohms Buch „Friedlich in die Katastrophe“ die Risiken der Atomenergie-Nutzung beschrieb, wurde das Buch schnell zur „Bibel der Atomgegner“ (Stern). Schon damals warnte Strohm vor strahlenden Castor-Behältern, tausenden von Störfällen in AKWs und verschwundenem waffenfähigem Plutonium. In früheren Zeiten hatte Strohm immer einen Teelöffel parat, um den Zuhörern klarzumachen, wie viel Plutonium für die Vergiftung der Welt ausreicht. Doch um den Mann, der früher zu den „prominentesten deutschen Atomkritikern“ gezählt wurde, ist es still geworden.

Heute Abend ist Strohm auf Lesereise im Bürgerhaus Weserterrassen (20 Uhr) um sein neues Buch vorzustellen: „Die stille Katastrophe“. Vor allem von den Grünen fühlt sich Strohm seit dem Regierungsmachtwechsel „völlig ver-arscht: Die haben uns den Teppich unter den Füßen weggezogen“. Das Ausstiegszenario, das derzeit diskutiert werde, „hätte die CDU nicht gegen die Bevölkerung durchbekommen“. Doch die ehemals kraftvolle Anti-AKW-Bewegung liegt auch in seinen Augen darnieder. Wo er auf seiner Lesereise hinkomme, stelle er fest: „Die Bewegung ist kollabiert.“ Ob das neue Buch nun auch das „Neue Testament“ der Atomgegner wird, ist offen. Die Lesung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Ökologie in Bewegung“, die von der Ökologie-AG der Bremer Universität organisiert wurde. cd