: Muskelprotze im Miniaturformat
■ Actuator-Congress berät, beschaut und diskutiert eine neue Technikwelt • bei der alles so klein ist wie Ameisen
Die Leute, die hierherkommen, tragen dunklen Anzug, weiße Pappkoffer für den fetten Kongress-katalog und zahlen 1.200 Mark Eintritt. Die Welt, die sich ihnen dafür auftut, ist klein: Ein Raum im Bremer Congress-Center. 44 Aussteller. Ein Dutzend Exponante, einige davon so groß wie der halbe kleine Finger.
„Actuator 2000“ heißt der Kongress der Miniatur-Technik, der 402 Wissenschaftler ins Land lockt und die Kraftprotze der Mikroelektronik vorstellt: Aktoren. Für Techniker ein Stellglied im Steuerungskreis. Allen Nicht-Ingenieuren übersetzt Kongress-Projektleiter Hubert Borgmann die Termini technici der Mikroelektronik möglichst menschelnd: „Wenn die Sensoren die Sinnesorgane sind, sind die Aktoren die Muskeln“.
Ein paar der Muskeln hat Matthias Nienhaus mitgebracht: Ein „Penny-Motor“ kaum Fingernagelgroß liegt unterm Mikroskop und lässt ein Kugellager routieren. Die Prämisse des Instituts für Mikrotechnik Mainz: Ihre Motoren dürfen weder größer noch dicker sein als ein Kupferpenny. Der kleinste lässt einen Hubschrauber, anderthalb Fingernagel lang, mit Flügeln aus gepresstem Papier für fünf Zentimeter nach oben sausen. Spielzeug ist das nicht, meint Nienhaus. Nur Show, um die zu kleinen unspektakulären Motoren „publikumswirksam zu präsentieren“.
Nienhaus ist zum ersten Mal auf dem Bremer Actuator Kongress. Was er erwartet: Gespräche, Kollegen, Imagepflege. „Mal abwarten“, meint er, ob es zum Technologietransfer kommt. Auf den 44 Präsentationsständen liegt vor allem Papier rum. Ab und zu tickert ein Mini-Motor. Dazwischen: Fachvorträge. 152 in drei Tagen.
Nienhaus‘ Penny-Motoren routieren derzeit. Nächstes Jahr will er rund 100.000 Stück verkaufen. In fünf Jahren zwanzig mal so viel. Für Fun-Postkarten und den Antrieb von CD-Laufwerken.
Auch Projektleiter Borgmann routiert regelmäßig alle zwei Jahre vor den Actuator-Konferenzen - weltweit die einzige für die Mini-Motor-Spezialisten, die in immer größerer Zahl für ein paar Tage in Bremen landen. Die Actuator beflügelte einst auch das Bremer Technolgie-Klima - ein Trend, der anhalten wird, hofft Borgmann mit Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) zur Eröffnung. Damit die kleine Szene aus drei Firmen und 20 Mitarbeitern in der Hansestadt bleibt. Anstatt nach Süddeutschland zu verschwinden. pipe
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen