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Raus aus den Farmerklamotten

■ Rein ins Knust: Josh Rouse steht über seinen Roots

Wie wirft sich eigentlich Nebraska in Schale? Auf seinem Album Nebraska schickte Bruce Springsteen den US-Bundesstaat 1982 konsequent als bösen „Man in black“ auf den Laufsteg. „Well, Sir, I guess there's just a meanness in this world“, zuckt da ein „Natural Born Killer“ vor seinem Tribunal als lakonische Rechtfertigung mit den Schultern. Josh Rouse dagegen ließ vor zwei Jahren vom Cover seines Debüts Dressed Up Like Nebraska ein echtes „Suburban Sweetheart“, so ein Songtitel, unschuldig in die Kamera lächeln. Auch musikalisch wurde dem Einstand erhebende Wirkung attestiert. So darf man etwa Michael Timmins von den Cowboy Junkies mit der Eloge zitieren, er hoffe jedes Jahr wieder auf ein Album, „dank dessen ich mich wieder in meine Plattensammlung verlieben kann“. Und 1998 sei dieses eben Dressed Up... gewesen.

Wo Rouse herkommt, aus „diesem Kaff inmitten endloser Weizenfelder“, Paxton, Nebraska, 500 Einwohner, war er immer nur Außenseiter. Die Perspektivlosigkeit treibt ihn in der Pubertät zum leiblichen Vater, einem Soldaten, nach Arizona. Rouse lernt Posaune, tourt gar mit einem öffentlich geförderten Jazz-Orchester, bevor er die Gitarre, The Cure, The Smiths und New Order entdeckt.

Er siedelt nach Nashville über, und Lambchop ist die erste Band, die er dort sieht – Rouse geschockt: Kurt Wagners Konzept, die kunstvolle Reprise des klassischen Nashville-Sound mit Soul-Affinität, sollte seins werden. Notgedrungen, doch wohlüberlegt schaltet der Mann aus dem Mittleren Westen einen Gang zurück (oder rauf, je nachdem). Home, das aktuelle Album, ist noch besser als sein Vorgänger, subtiler und selbstsicherer. Songs wie „Laughter“, „Directions“ und „Hey Porcupine“ transportieren ein Fluidum stiller, wissender Euphorie. Die lichten Melodien machen staunen, bedenkt man, dass Rouse sich diesbezüglich ausgerechnet an U2s The Joshua Tree exzessiv schulte. Rouse, der seinen Parkwächter-Job inzwischen aufgeben konnte, kann es sich sogar leisten, einen Song „Marvin Gaye“ zu betiteln, ohne dass es peinlich berühren oder bloß plagiatorisch daherkommen würde. Gitarren-Songs halt, getragen von anmutigem, weichem Gesang, getaucht und gewendet in Wurlitzer-, Cello-, Geigen-, Bläser-Farben, bis keiner mehr auf die Idee kommen kann, „Roots“ (im gängigen Sinne) dazu zu sagen. Nebraska muss nicht auf ewig in Farmerklamotten stecken.

Jörg Feyer

heute, 21 Uhr, Knust

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