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Wofür die acht Millionen Mark?

■ Wirtschaftsdeputation vertagte Beratung über „Darlehen“ für das Musical“ / Meyer-Brede: Das sichert Liquidität bis Ende 2001

„Ich wollte wissen, welche Zahlungen bisher gelaufen sind und wofür die acht Millionen Mark sein sollen“, sagt Helga Trüpel, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen. Die Wirtschaftsdeputation der Bremer Bürgerschaft tagte ges-tern, der Senator Josef Hattig waren da. „Aber Hattig konnte mir das nicht sagen.“ Cornelia Wiedemeyer, die Finanzexpertin der SPD, unterstrich daraufhin, dass keine Zahlungen passieren dürften bevor die Wirtschaftsdeputation einen Bericht über die Lage beim Musical bekommen hat. Dafür soll es nun eine Sondersitzung des Gremiums geben.

Geschäftsführer René Meyer-Brede erklärte gegenüber der taz, die acht Millionen sollten für aufgelaufene Schulden aus der Anlaufzeit (etwa zwei Millionen Mark), für zukünftige Marketing-Aktionen und Einnahmeausfälle beim Kartenverkauf genutzt werden; das Geld soll bis Ende 2001 reichen. Meyer-Brede legt großen Wert darauf, dass es sich um ein „Darlehen“ handele. Aus Gewinnen von Jekyll&Hyde wird davon allerdings nichts zurückgezahlt werden können: Die Produktion soll vermutlich noch drei Jahre laufen, das wäre 2003. Das Darlehen gehe an das „Musicaltheater Bremen“, das es dann mit einer neuen Produktion geben werde, betont Meyer-Brede.

In seiner Liquiditätsberechnung bis Ende 2001 ist der Mietzuschuss enthalten, den die Stadt zur Absicherung der 40-Millionen-Investitition des Immobilien-Besitzers zugesagt hat. Der rechnet nämlich mit einem solventen Mieter über 20 Jahre. 1999 gab das Land einen Zuschuss zur Miete von 1,6 Millionen Mark. Wenn jetzt von einer Auslastung von insgesamt 50 Prozent gesprochen wird, dann würde sich der Anspruch auf Mietzuschuss nach den Verträgen aus 1996 auf 2,8 Millionen Mark pro Jahr erhöhen.

Geschäftsführer Meyer-Brede geht offenbar dabei nicht davon aus, dass die Werbung im weiteren Umkreis den entscheidenden Kick für das Musical bringen kann: „Die Zukunft gehört denen, die verstehen, dass jedes Business zunächst ein regionales ist.“ Die Gutachten, die dem Musical 1994 große Erfolgsaussichten zusprachen, waren aber davon ausgegangen, dass ein Drittel der Besucher einen Weg über 100 Kilometer zum Musical macht; aus diesen Besucherpotentialen wurde mit 250.000 Übernachtungen im Jahr gerechnet. Tatsächlich deklariert das Musical seinen Übernachtungs-Erfolg derzeit mit 80.000 pro Jahr. „Pro Vorstellung werden sechs Busse das Musical ansteuern“, hatte die staatliche Wirtschaftsfördergesellschaft (WFG) im Jahre 1994 geschwärmt, als die erste Million für das Musical bewilligt werden sollte. Insgesamt würde die Investition 630 Arbeitsplätze schaffen, das Musical sollte ein „finanzkraftstärkender Wirtschaftsfaktor“ werden: Steuer-Mehreinnahmen von jährlich 5,7 Millionen Mark würde es nach einer „Detailanalyse des Bremer Ausschuss für Wirtschaftsforschung (BAW)“ geben.

Meyer-Brede betont, man müsse das „gesamttouristische Konzept“ betrachten, das Bremen attraktiv machen soll. Das Musical habe die „Rolle eines Zugpferdes“ zugeschrieben bekommen, man könne aber nicht erwarten, dass er in anderthalb Jahren „aus einem Verein schlaffe Wade einen Verein stolze Brust mache.

K.W.

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