piwik no script img

Soundcheck

Gehört: Oasis. Liam Gallagher ist auf der Bühne höflich: “Sorry about last time“, entschuldigt er die Verschiebung des Konzerts und macht, für die ganz Doofen, die Geste mit der Schnupfennase. Klar, er trägt Sonnenbrille, er verschränkt beim Singen die Arme hinter dem Rücken, er schwitzt lieber die Jeansjacke durch, statt sie auszuziehen. Das, was wahlweise die Coolness oder die Arroganz von Liam Gallagher ausmacht, ist intakt. Aber diesmal ist Liam der Anführer – und er weiß es: Er gibt dem Gitarristen Gem, der Bruder Noels Soli übernimmt, einen motivierenden Klaps auf den Po, er klatscht dem Organisten Beifall, er tänzelt sogar ein bisschen herum.

Dass die Sporthalle halbleer ist, lässt er sich nicht anmerken. Arg wenige ganz Junge sind da – 1995 sahen wir alle besser aus, kommt einem in den Sinn. Das Programm ist klasse: Nur drei Lieder von der mittelmäßigen neuen Platte, nur eins vom miesen Album Be Here Now. Dafür spielen sie all jene Hits, die Oasis zu einer bedeutenden Band gemacht haben: “Supersonic“, “Wonderwall“, “Champagne Supernova“, “Cigarettes & Alcohol“ – nur das von Noel gesungene “Don't Look Back In Anger“ fehlt natürlich. Keine kunstsinnigen Rock-Experimente, kein Akus-tikgitarren-Intermezzo, kein Zweistunden-Auftritt: Ohne Noel sind Oasis pure popgewordene Hooligan-Sensibilität, verkörpert durch Liam Gallaghers großartige Stimme.

Liam ist das einzige Gründungsmitglied auf der Bühne, die Band spielt kompetent vor sich hin, auch Ersatzmann Matt Deighton, der Vokuhila und Schnauzer geopfert hat. Bemerkungen zum schwänzenden Noel Gallagher? Nein, nicht direkt. Aber: Die Zeile “you and I are gonna live forever“ singt Liam nicht, die Zeile “we're gonna live forever“ wohl. Oasis ohne Liams Stimme und Ausstrahlung könnte nicht funktionieren. Oasis ohne ihren Songwriter Noel, mit Musikern, die als gute Coverband durchgehen könnten, geht offensichtlich. Liam ist das klar: “See you next time – if I can be fuckin' arsed.“ Wir kommen wieder, wenn ich es will, meint er, nicht: wenn wir es wollen. Felix Bayer

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen