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Hackordnung bleibt gewahrt

■ Im Hockey-Lokalderby triumphiert der Harvestehuder THC mit 1:0 über den Club an der Alster

Joachim Mahn sah unter seinem roten Cowboyhut nicht so aus, als wäre soeben eine Siegesserie zu Ende gegangen. „Ist nicht so schlimm“, gab sich der braun gebrannte Trainer des Club an der Alster unmittelbar nach dem Schlusspfiff schon wieder gut gelaunt. Zu erfolgreich spielte sein Team in den letzten Wochen, als dass die erste Niederlage im elften Saisonspiel mehr gewesen wäre als ein kleiner Schönheitsfleck. Mit immer noch fünf Punkten Vorsprung führt Alster die Bundesliga-Tabelle an, über Pfingsten gewann das Team als erste Hamburger Mannschaft den Europacup der Landesmeister; den auffälligen Hut bekam Mahn bei diesem Turnier in England von einem Sponsor geschenkt.

Schärfster Verfolger des Tabellenführers bleibt nach dem 1:0-Erfolg der Nachbar HTHC, doch große Jubelszenen verkniffen sich die Spieler des ehemaligen Deutschen Meisters. Der einstige Krösus der Bundesliga, der Weltklassespieler wie Ahmed Shahbaz aus Pakistan und den Niederländer Teun de Nooijer nach Hamburg holte, hat sich daran gewöhnt, nur noch die Nummer Zwei der Stadt zu sein. Einzig Bundestrainer Paul Lissek hätte das Ergebnis als Bestätigung auffassen können, wenn er denn aus seinem Heimatort Limburg zum Spitzenspiel nach Hamburg gereist wäre.

Den Trip an die Barmbeker Straße hatte sich Lissek allerdings erspart, denn die Alster-Verantwortlichen hatten den Bundestrainer in den letzten Wochen stark kritisiert. Der Grund: Nicht einen einzigen Spieler des Deutschen Meisters will der Auswahltrainer zu den Olympischen Spielen mitnehmen, aber mindestens zwei Harvestehuder. Gute Chancen für den 16er-Kader für Sydney nominiert zu werden, haben Michael Green und Angreifer Christoph Bechmann. Beide deuteten an, warum sie bei Lissek so hoch im Kurs stehen. Green verrichtete die Abwehrarbeit unauffällig und spielte anschließend kluge Pässe in die Spitze. Dort wartete Kollege Bechmann. Der ehemalige Gladbacher ist einer der ganz wenigen, die sich im schematisch gewordenen Spiel auf Bundesliga-Niveau noch kreative Freiheiten herausnehmen können, da er seine unkonventionellen Aktionen häufig mit einem Tor abschließt.

Die Neuauflage des letztjährigen Endspiels um die Deutsche Meis-terschaft verdeutlichte das Dilemma des heutigen Spitzenhockeys. Die Teams neutralisierten sich mit nahezu perfektem Abwehrverhalten, erst als durch einige Zeitstrafen Räume auf dem Spielfeld entstanden, gab es Torraumszenen in höherer Frequenz. An der Ereignisarmut hätte vermutlich Alster-Stürmer Thomas Tihl etwas ändern können, doch der Angreifer musste mit einer bakteriellen Blutvergiftung zu Hause bleiben. Mahn muss-te neben Tihl auch noch auf die Stammspieler Patrick Bellenbaum (Bänderriss), Knud Steppat (Beruf) und Freddy Ness (Fuß) verzichten. Ob seiner Mannschaft dadurch die Kraft ausgegangen sei? „Das geht schon noch“, verweist Mahn darauf, dass „wir in der ersten Hälfte doch super gespielt haben.“

Dass es aber dennoch ein langweiliges Derby zwischen den Hamburger Topclubs war, lag allerdings nicht nur an der Ruhe vor den Toren. Die Härte in den Zweikämpfen blieb weit hinter dem rustikalen Hockey der letzten Jahre zurück, als die Akteure bis an die Grenzen des Erlaubten gingen. Verbal tat sich ebenfalls wenig. Und wenn ein Spieler doch einmal mit dem Referee haderte, schickte der den Sünder für mindestens fünf Minuten auf die Strafbank. Bechmann, wer sonst, Tewes und der Harvestehuder Christoph Gläser waren Opfer des konsequenten Kurses des Pfeifenmannes aus Braunschweig.

Matthias Greulich

weitere Ergebnisse, Männer:HTHC – UHC 2:2, Rheydter SV – Alster 1:3, Rheydter SV – UHC 1:2. Frauen: GTHGC – Klipper 2:1, Klipper – Braunschweig 2:2, UHC – Braunschweig 2:3, GTHGC – UHC 0:3 (Uhlenhorst damit abgestiegen)

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