: Das Geld wird langsam knapp
Düsseldorf Rhein Fire gewinnt gegen die Scottish Claymores mit 13:10 seine zweite World Bowl, eine rosigere Zukunft der europäischen Football-Liga ist jedoch nicht in Sicht
FRANKFURT taz ■ Pünktlich zum Kick-off setzte Regen ein im Frankfurter Waldstadion – doch auch der konnte das große Spektakel um die World Bowl der NFL Europe nicht mehr trüben. Alles war bestens inszeniert, Galaxy-Kicker Ralf Kleinmann brachte als Vertreter des Vorjahressiegers die Trophäe auf einem Elefanten ins Stadion, und die britische Boy Group Five trällerte im gewohnt üppig bemessenen Rahmenprogamm ein paar Liedchen. Nur Football-Fan Boris Becker musste seinen Auftritt absagen – eine Grippe hinderte den seit einiger Zeit als NFL-Botschafter tätigen Stargast am geplanten Münzwurf vor dem Spiel.
Auf dem Feld stand sich das Beste gegenüber, was der europäische Football zu bieten hat. Mit den Scottish Claymores und Düsseldorf Rhein Fire zogen die beiden Teams ins Finale ein, die die Liga dominierten und auch die besten Einzelakteure in ihren Reihen hatten – neun Rhein-Fire- und acht Claymores-Akteure wurden in das All-Star-Team der NFL Europe gewählt. Mit einem 13:10 durften sich schließlich Düsseldorf Rhein Fire als World-Bowl-Sieger 2000 feiern lassen – auch die Unterstützung des Frankfurter Publikums für das schottische Team konnte den ewigen Galaxy-Konkurrenten nicht am zweiten Triumph nach 1998 hindern.
Das Spiel selbst war vor 36.000 Zuschauern nicht unbedingt hochklassig, dafür umso dramatischer. Der zum besten Offensivspieler gewählte Aaron Stecker schloss einen 36-Yards-Lauf für die Claymores im ersten Viertel mit einem Touchdown ab, erst 72 Sekunden vor dem Ende landeten Pepe Pearson den einzigen Touchdown für den neuen Titelträger. „Wir wussten, dass es ein Defense-Krieg werden würde“, hatte Fire-Safety Chris Akins schon „eine Vorahnung gehabt“.
Die Abwehrreihen dominierten das Spiel, und so durfte sich Rhein-Fire-Kicker Manfred Burgsmüller mit sieben Zählern als bester Punktesammler seines Teams feiern lassen. Der 50-Jährige markierte zwei Field Goals und einen Extrapunkt – sein Gegenüber Rob Hart zeigte deutlich mehr Nerven. Acht Sekunden vor Schluss vergab er seinen Feldtor-Versuch und damit die Chance der Claymores auf die Verlängerung. Den zweiten Siegerring hat sich Oldie Burgsmüller damit in seiner fünften Spielzeit gesichert – wohl auch den letzten. „Ich bin müde und froh, dass die Saison vorbei ist“, sagte der scheidende Champion – nur Galaxy-Kicker Kleinmann hat auf seiner Position ein paar Zähler mehr eingefahren.
Was aus der Liga denn nun werden soll, ist derzeit allerdings fraglich. Während der NFLE-Präsident Bill Peterson von einer Aufstockung der Sechser-Gruppe schwadroniert – Madrid, Brüssel, Warschau oder gar noch ein weiteres Team aus Deutschland werden gehandelt –, drohen immer mehr Geldquellen zu versiegen. Rupert Murdochs US-amerikanischem TV-Fernsehsender FOX gehört die Hälfte der Liga-Anteile, und der soll über einen Ausstieg nachdenken – in den USA kann sich rein gar niemand für das Treiben der Farmteams in Europa begeistern.
Ohnehin wird 2001 in den USA für die von der NFL Verschmähten ein neuer Tummelplatz eingeführt – eine Liga, die den Namen XFL tragen soll. 170.000 Mark soll es da dann für einen Spieler pro Runde geben – die 30.000 Mark Festgehalt in der NFLE werden da wohl kaum noch einen großen Anreiz bieten können. Der Frankfurter Publikumsliebling Mario Bailey und Trainerhaudegen Dick Curl sollen den Angeboten der neuen Liga jedenfalls schon erlegen sein. KLAUS TEICHMANN
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