piwik no script img

NachgefragtAm Ende stehen die ewigen Sparzwänge

■ Erwachsenenschule will jetzt mehr Flexibilisierung für Schulabrecher

Das Institut für Erwachsenenbildung (ife) soll ab Sommer keine Schüler mehr aufnehmen. Das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg ist dann nur noch in im Kolleg oder Abendgymnasium der Erwachsenenschule Bremen möglich. Was sich dort nach dem Ende des ife-Schulversuchs ändern wird, erklärt Schulleiter Henner Lübkemann.

taz: Wie hat man die Entscheidung der Bildungsbehörde aufgenommen, dass der Schulversuch beim Konkurrenten ife auslaufen soll?

Lübkemann: Bei einigen wenigen Kollegen hat das Missmut ausgelöst, dass man diese Sache unter Spargesichtspunkten einfach so beendet hat. Auf der anderen Seite ist das natürlich auch eine Frage der finanziellen Aufwendung. Proteste hat es hier jedenfalls nicht gegeben.

Aber auch keine Jubelschreie?

Nein.

Was wird sich für die Erwachsenenschule jetzt ändern?

Wir können den selben Personenkreis aufnehmen wie zu Zeiten des ife: Alle die einen Realschulabschluss, eine dreijährige Berufstätigkeit oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Andere Tätigkeiten, wie Zivildienst, Bundeswehr und auch die Führung eines Familienhaushalts können angerechnet werden.

Trotzdem wird es eine kleine Gruppe geben, die diese Bedingungen nicht erfüllt und am ife aufgenommen wurde?

Es ist eine kleine Personengruppe, die wir zurzeit nicht bedienen. Das sind die, die die Aufnahmebedingen nicht erfüllen.

Sie würden deshalb die Bedingungen gerne dahingehend flexibilisieren?

Ich hoffe, dass bald mehr Flexibilität durch entsprechende Vereinbarungen der Kultusminis-terkonferenz möglich sein wird.

Was würde dies für die Erwachsenenschule bringen?

Der Personenkreis der zu uns kommen könnte, würde größer – auch wenn das nur eine sehr kleine Gruppe ist. Für die würden unnötige Wartezeiten vermieden. Sie könnten ohne zusätzliche Berufstätigkeit oder ohne zu warten bis ihr Kind drei Jahre alt ist, zu uns kommen. Bei allein erziehenden Müttern wäre es hilfreich, wenn die Frage der Betreuung geklärt ist.

Bis wann könnte so eine Flexibilisierung erreicht werden?

Das können wir nicht alleine entscheiden, sondern die senatorische Behörde. Ob der Bedarf, der wohl da ist, von unserer Seite aus befriedigt werden soll und wie das dann aussehen kann, darüber müssen wir noch sprechen. Letztlich muss das auch auf der Ebene der Kultusministerkonferenz abgestimmt werden, zum Beispiel wegen der bundesweiten Anerkennung der Zeugnisse. Ob das dort derzeit ein Thema ist, weiß ich nicht.

Stehen Sie mit der Bremer Bildungsbehörde denn schon in Verhandlungen?

Ja. Aber eine Flexibilisierung dürfen wir nicht übers Knie brechen. Es wäre schön, wenn wir im Laufe des nächsten halben Jahres zu Ergebnissen kämen.

Wie könnte Ihr Angebot in Zukunft aussehen?

Neben den bisher vorhandenen Bildungsgängen könnte es ein Kursangebot geben, das ein Teil der Lernaktivitäten in den häuslichen Bereich verlegt und das auch Menschen mit wechselnden Arbeitszeiten, wie zum Beispiel beim Schichtdienst, wahrnehmen können.

Fragen: Dorothee Krumpipe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen