Jörg Schulz: Frische Prise Optimismus für Bremerhaven

■ Der neue Oberbürgermeister stellte sich der Landespressekonferenz vor / Selbstbewusstsein gegenüber Bremen

Es gibt einen Satz, den der neue Oberbürgermeister von Bremerhaven, Jörg Schulz, nicht sagt, weil er viel zu unsachlich wäre. Aber aus seinem Gesicht ist dieser Satz ablesbar: Es macht ihm Spaß. Schulz (46) strahlt etwas von der Fröhlichkeit eines Konfirmanden aus, aber wenn er seinen Zugriff auf die Probleme Bremerhavens erklärt, dann wird Machtbewußtsein deutlich.

Schulz hat nicht nur entschieden, dass sein Dienstzimmer vom Muff der 60er Jahre befreit wird. Er hat die Karte CT IV gezogen und erfolgreich ausgespielt. „Im Zweifelsfall Fakten schaffen“ ist seine Devise, „man muss ein Ziel vor augen haben.“ Rechtsfragen müssen danach geklärt werden – welcher Richter soll den Hafenbetrieb aus Lärmschutz-Gründen untersagen?

Schulz will für Bremerhaven den Stimmungsumschwung bewirken, den in Bremen Henning Scherf geschafft hat. „In Bremerhaven ist die Stimmung schlechter als die Lage, in Bremen ist es vielleicht umgekehrt“, findet Schulz. „Symbolhafte Akte“ sollen helfen – die Neugestaltung der Einkaufsstraße, die Investitionsentscheidung für ein Hotel mit Wellness.

Und Schulz will schaffen, was die Planer der Köllmann-Gruppe nicht geschafft hat. Er selbst führt nun mit seinem obersten Wirtschaftsförderer die Gespräche. „Sie wissen, wir Juristen sind doch universale Dilettanten“, scherzt er selbstbewußt. Entweder klappt es, oder es klappt eben nicht. Klar ist: „Wir sind nicht mehr erpressbar“, seitdem die letzte Planungsfrist Ende 1999 ausgelaufen ist. Aber kein schlechtes Wort über Köllmann! Der sei, wie ein guter Entwickler sein müsse: „durchs Ohr gebrannt“. Nur: Köllmann ist „politisch in Bremerhaven nicht mehr zu vermitteln.“

Selbstbewusstsein kennzeichnet auch die Haltung von Schulz gegenüber Bremen. Der Finanzsenator Hartmut Perschau findet, Bremerhaven habe schon mehr als die der Stadt zustehenden 25 Prozent an den Investitionsmitteln verplant. Schulz findet das nicht: Die Lloyd-Werft und der Hafen bis CT III liegen auf stadtbremischem Hoheitsgebiet! Wenn die Vulkan- und die Hafen-Kosten auf die Bremerhavener Rechnung geschrieben werden sollen, dann soll Bremen diese Gebiete auch abtreten.

Schulz strahlt die frische Kraft des „Anpackers“ aus. Die Frage, was er denn erreicht hat, muss er noch nicht fürchten. K.W.