: Sanierung geht los
Ende im endlosen Gezerre um das Olympiastadion: Bundeskanzler Schröder macht den ersten Spatenstich
Drei Tage vor Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat das Gezerre um das Olympiastadion gestern ein Ende gefunden. Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ es sich nicht nehmen, selbst den Auftakt für die Sanierungsarbeiten zu vollziehen. 473 Millionen Mark sind für den Umbau veranschlagt. Der Bund beteiligt sich mit 100 Millionen Mark, von denen 20 Millionen schon in diesem Jahr fließen sollen. Schwer zur Kasse gebeten wird das Land Berlin, das mit 283 Millionen den Löwenanteil an der Sanierung trägt. Rund 90 Millionen Mark bringt der Investor Walter Bau ein.
Mit der Fertigstellung ist laut Walter Bau im Jahr 2004 zu rechnen. Dabei ist berücksichtigt, dass während der Bauarbeiten für Heimspiele von Hertha BSC 55.000 Plätze zur Verfügung stehen. Das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner plant eine Überdachung der Zuschauerränge, die von Säulen getragen wird.
Der Senat bevorzugte von Anbeginn die Sanierungsvariante des denkmalgeschützten Bauwerks und suchte die Lösung in der Finanzierung über einen privaten Investor. Da diese Möglichkeit bereits 1999 nahezu fallen gelassen werden musste, war der Einspruch der Firma Hochtief im Juni nach Vergabe des Auftrages an Walter Bau folgerichtig. Der Mitbieter klagte, dass sich nach der größtenteils öffentlichen Finanzierung die Grundbedingungen im Verhältnis zur Ausschreibung verändert hätten. Mit der Zahlung von 3 Millionen Mark wurde die Baufirma vom Senat zurückgepfiffen, damit der erste Spatenstich noch vor der WM-Vergabe-Entscheidung vollzogen werden könnte.
Scharfe Kritik kommt von Seiten der Opposition von Grünen und PDS, die in der Lösung ein „Geschenk an den Profifußball“ sehen und beklagen, dass das Land fast allein die Risiken trage. „Das Spiel des Senats ist ist nicht weniger chaotisch als das Agieren der Ribbeck-Truppe bei der Europameisterschaft“, monierte PDS-Fraktionsvorsitzender Harald Wolf gestern. Unstrittig bleibt, dass in erster Linie der Berliner Steuerzahler die Stadion-Zeche zu begleichen hat. DPA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen