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■ H.G. HolleinBahn & Bike

Die Frau, mit der ich lebe, reist gern ökologisch. Dagegen ist nichts zu sagen, nur dass sie mir deshalb vorbereitungshalber eine intellektuelle Wildwasserfahrt zugemutet hat, nehme ich ihr übel. Das Gefährt, in das mich die Gefährtin gesetzt hat, heißt „Bahn & Bike“. Wie der Name treffend verheißt, enthält diese Broschüre der DB alles, was man braucht, um „auf Touren“ zu kommen. Etwa unter Punkt 3 den Hinweis: „Am Abfahrtstag starten Sie am besten frühzeitig von zu Hause aus.“ Das ist vielschichtig formuliert, um nicht zu sagen verwirrend. Sollte es auf den Bahnsteigen tatsächlich von Blödianen und -innen wimmeln, die an einem anderen als dem ins Auge gefassten Datum zum Start bereitstehen? Auch die Vorstellung, sich souverän nach der Abfahrtszeit auf den Weg zu machen, ist mithin offenbar weniger abwegig, als es auf den ersten Blick scheinen will. Und wenn es mir am Vorabend der Abreise zuteil wird, in einem fremden Bett zu nächtigen, schminke ich mir dann das Weitere am besten gleich ganz ab? Sollte ich diese Hürden erfolgreich überhüpfen, habe ich jedenfalls „genügend Zeit“, mich „über das Abfahrtsgleis zu informieren“. Was ich alter Sponti ja sonst nie tue: Hauptsache, es sieht aus wie ein Zug und rollt. In befolg von Punkt 5 begebe ich mich nunmehr „zum Eingang des Fahrradabteils“, versuche also wirklich nicht und auf gar keinen Fall, die Waggonwand mit meinem Rädel an irgendeiner verlockenden anderen Stelle zu durchstoßen. Wie auch immer, einmal drin „stelle“ ich das Rad an seinem Platz „ein“. Tatsächlich, so zumindest die beigefügte Skizze, hänge ich es auf. Aber wir wollen hier nicht abschweifen. Als nächstes schließe ich mein Rad „ab oder an“. Nicht etwa zu oder weg? Oder wie oder was? Bahnreisen ist wahrlich nichts für Entscheidungsschwache. Einzig Punkt 7 enthält eine klare Handlungsvorgabe, ohne Alternativen zuzulassen: „Jetzt machen Sie es sich auf Ihrem Sitzplatz bequem und genießen die Fahrt.“

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