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Einfache Ökonomie

betr.: „Etappensieg für Anti-Kohle-Dorf“, taz vom 15. 7. 00

Warum ignoriert ihr den Kern des Problems: die Überkapazitäten auf dem deutschen und europäischen Strommarkt? Deren Bau erzeugte alle Folgeprobleme – bis hin zu den absurd niedrigen Strompreisen. Ohne Überkapazitäten läge der Strompreis ab Kraftwerk bei sechs statt drei bis vier Pfennig (Bewag-Chef Winje). Die Liberalisierung des EU-Strommarkts hat nur den Schleier von den Überkapazitäten weggezogen. Vorher mussten die Verbraucher sie bezahlen, seither hingegen die Verursacher bzw. Anlagenbetreiber selbst. Und leider auch Betriebe mit umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung, die vom Billig-Braunkohlestrom unterboten werden. Und schließlich die gänzlich unschuldigen Dörfer und Biotope am Tagebaurand.

Der eigentliche Skandal sind die 16 Milliarden Mark, die in Bau und Renovierung überzähliger und arbeitsarmer Kapazitäten fehlinvestiert und von den ostdeutschen Stromverbrauchern zwangsweise bezahlt wurden. Ohne die überzähligen Kraftwerke wie Lippendorf gäbe es am Tagebaurand weder die Probleme Heuersdorf noch Horno, noch Lakomaer Teiche.

Und mit 16 Milliarden oder auch nur der Hälfte hätten sich allemal mehr als die höchstens 8.000 Vollzeitarbeitsplätze ab 2004 in der ostdeutschen Braunkohleverstromung in den Revieren sichern oder schaffen lassen.

Frei nach Wolf Biermann (Gedicht „Flug Berlin–Hamburg“): „So einfach, Junge, ist die Ökonomie.“ JUSTUS VON WIDEKIND, Berlin

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