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Debakel für die Supermänner

Das Duell der sprintenden Großmäuler Greene und Johnson endet als Farce

BERLIN taz ■ Eigentlich hätte man am ehesten erwartet, dass die beiden sprintenden Streithähne Michael Johnson und Maurice Greene ihr 200-m-Rennen zum Abschluss der US-Olympiaausscheidungen in Sacramento wegen eines Zungenkrampfes würden aufgeben müssen. Dann war es aber doch bloß die Achillessehne der beiden fleißigen Trash-Talker, die nicht mitspielte. Nach 80 Metern im Finale sackte Johnson mit einem „schweren Krampf“ auf der Bahn zusammen, 20 Meter danach erwischte es Greene. „Ich habe abgestoppt, bevor etwas reißen konnte“, sagte der 100-m-Weltrekordler. Die 200 m bei den Olympischen Spielen werden nun John Capel (19,85 Sek.), Floyd Heard (19,88) und Coby Miller (19,96) bestreiten, Michael Johnson ist die Wiederholung seines von ihm selbst als „historisch“ gefeierten Doppelsieges über 200 und 400 m von Atlanta 1996 damit verwehrt.

Immerhin bleiben dem 32-Jährigen in Sydney die 400 m und die 4 x 400-m-Staffel sowie die Genugtuung, Maurice Greene wenigstens im Halbfinale von Sacramento bezwungen zu haben. Der 26-Jährige, dessen von Sprint-Guru John Smith geleitetes Team HSI von Michael Johnson zuvor mehrfach kritisiert und verspottet worden war, hatte kurz vor dem mit Spannung erwarteten Showdown noch einmal etwas Öl ins Feuer gegossen. „Wenn ihn die Leute Superman nennen, nun, dann bin ich eben Krypton“, hatte er über Johnson gesagt. Im Semifinale der Trials war es zumindest nicht die Sorte Krypton, die Superman ärgern kann. Johnson wurde in 20,14 Sek. Zweiter hinter Capel, Greene kam in 20,30 Sek. erst als Dritter ins Ziel.

„Ich glaube nicht, dass es etwas mit der Hitze oder mit der Rivalität zu tun hatte“, sagte Greene nach dem Fiasko im Finale. Der Abschied der beiden Kontrahenten war dann eher kühl und wortkarg. „Werde gesund“, sagte Maurice Greene, Michael Johnsons Antwort war Schweigen. MATTI

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