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die anderen

Die konservative dänische Tageszeitung Berlingske Tidende meint zur Expo: Im ersten Drittel kamen nur vier Millionen Besucher, nachdem man insgesamt mit 40 Millionen kalkuliert hat. [. . .] Es stellt sich die nicht ganz nebensächliche Frage, ob sich diese Art Ausstellungen nicht überlebt hat. [. . .] Ehe der Einzug des Internet und gute Verkehrsverbindungen auch Normalverdienern die entferntesten Winkel nahe brachten, hatten Weltausstellungen sicher eine Mission. Ein markantes Bauwerk wie der Eiffelturm wäre wohl nie zu Stande gekommen, wenn Paris 1889 nicht die Weltausstellung gehabt hätte. Wenn man sich in 100 Jahren überhaupt noch an die in Hannover erinnern wird, dann wohl kaum an mehr als einen Verlust bringenden Fehler.

Zum 100. Geburtstag der Queen Mum schreibt die linksliberale britische Zeitung The Observer: In den 100 Jahren ihres Lebens hat die Welt zwei globale und einen kalten Krieg durchgemacht. Das British Empire, das am Tag ihrer Geburt die ganze Welt umspannte, ist auf ein paar Flecken im Pazifik und in der Karibik zusammengeschrumpft. Sexuelle, soziale, kommunistische und technologische Revolutionen haben das Leben umgekrempelt. Und inmitten dieses ganzen Welttheaters hat die britische Monarchie überlebt. [. . .] Die Monarchie bleibt symbolisch für den Triumph des Privilegs über das Volk, des Zufalls über die Leistung. An die Spitze unserer Gesellschaft stellen wir nicht jemanden, der sich durch Talent oder Leistung auszeichnet, sondern der durch seine Gene dafür vorbestimmt ist. Bei allen Lippenbekenntnissen sämtlicher Parteien zur Leistungsgesellschaft – solange wir eine Erbmonarchie haben, inthronisiert und verherrlicht Großbritannien das genaue Gegenteil. Die Republik wird nicht über Nacht kommen und nicht ohne Referendum. Aber wir glauben nun, dass ihre Zeit gekommen ist.

Den US-Plan, in Sierra Leone ein Tribunal nach dem Muster des UN-Kriegsverbrechertribunals für Exjugoslawien zu schaffen, kommentiert die niederländische, sozialdemokratisch orientierte Volkskrant: Von Frieden in Sierra Leone kann man noch nicht reden, auch nicht von Gerechtigkeit. Wenn ein Tribunal errichtet wird, führt das möglicherweise zur Verurteilung des inhaftierten Rebellenführers Foday Sankoh. Ob auch andere Führungskräfte seiner RUF festgenommen werden, ist sehr fraglich. Vor allem aber wird vergessen, dass in Sierra Leone noch viele „Kriegsverbrecher“ anderer Gruppen herumlaufen, die wahrscheinlich nie vor den Richter kommen.

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