Das Eine und das Andere

betr.: „Zwischen anthroposophischen Fronten“ u. a., taz vom 19. 7. 00

Dass Steiner und Steiner-Schüler dämliche Äußerungen zum Thema Rassekunde losgelassen haben, ist eines. Das Thema war damals voll im Trend, nicht Hauptgebiet der Anthroposophie. Dass die Waldorfpädagogen heute es nicht schaffen, klar zu definieren, wo sie sich von Steiner als Vordenker distanzieren können, ist das andere.

Will aber jemand jetzt ernsthaft behaupten, dass die nahezu täglichen, von Fremdenhass motivierten Übergriffe gewaltbereiter Skins irgendwas mit Anthroposophie zu tun haben? Dass die Stammtischparolen gegen Ausländer, die Neigung der deutschen Polizei, rechte Demos besonders sorgfältig zu schützen und der ganze tägliche Rassismus in den Äußerungen der deutschen Politiker irgendwie aus den Waldorfschulen in unsere Gesellschaft entwichen ist? [...] Die Aufarbeitung des Themas „Rassismus im deutschen Alltag“ ausgerechnet am Beispiel der Waldorfpädagogik zu leisten, ist ja wohl an peinlicher Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. TOMAS BENDER, Barmstedt