piwik no script img

Monsanto offen

Kostenloser Zugang für Wissenschaftler zu Technologien und Datenbanken des Vitamin-A-Reises. Gentechnik-Reis soll rasch für Arme verfügbar sein

von MAIKE RADEMAKER

Die gentechnische Entwicklung Vitamin-A-reicher Reissorten soll gefördert werden. Dafür gewährt der Biotechnologiekonzern Monsanto Wissenschaftlern, die sich zuvor haben registrieren lassen, kostenlosen Zugriff auf seine Technologien und auf seine Reis-Genom-Datenbank im Internet. Dies kündigte der Konzern letzten Freitag auf einem Symposium zu Biotechnologie und Agrarwirtschaft in Indien an. Mit dem angereicherten Reis, so hoffen Wissenschaftler, könnte der in armen Ländern weit verbreitete Vitamin-A-Mangel bekämpft werden.

Weltweit leiden rund 250 Millionen Menschen unter Vitamin-A-Mangel, der zu Blindheit und zu Immunschwächen führen kann. Vitamin A ist in Leber, Milch, Eiern und als Provitamin in einigen Gemüse enthalten.

Mittels gentechnischer Methoden ist es den Forschern Ingo Potrykus, Professor an der ETH Zürich und Peter Beyer von der Universität Freiburg gelungen, die Vitamin-A-Produktion des Massennahrungsmittels Reis durch das Einschleusen von Narzissen-Genen zu steuern. Weil die Manipulation den Reis gelb färbt, wird das angereicherte Korn auch „Goldener Reis“ genannt.

Bisher gibt es diesen Reis allerdings nur auf Laborebene; mit dem kostenlosen Zugang zu seinen normalerweise mit teuren Patenten belegten Technologien will Monsanto die Entwicklung des Reises zur Feldreife noch vor dem bisher anvisierten Jahr 2003 fördern.

Im Mai dieses Jahres hatten die Forscher mit den beiden Biotech-Firmen Zeneca und Greenovation vereinbart, dass der voll entwickelte Reis ohne zusätzliche Kosten an die Bauern in Entwicklungsländern verteilt werden soll. Gleichzeitig fürchtete man die Behinderungen der Forschung durch zahlreiche Patente.

Der Euphorie über die Entwicklung des Goldenen Reises steht Skepsis auf Seiten regierungsunabhängiger Organisationen gegenüber. Zwar begrüßen Gruppen wie Friends of the Earth die grundsätzliche Bereitschaft der Forscher und Konzerne, Wissen und Reis kostengünstig oder kostenlos mit den Entwicklungsländern zu teilen. Andererseits wird die Entwicklung angereicherter Lebensmittel aber als Versuch der Biotech-Konzerne gesehen, mit ihren hierzulande ungeliebten Produkten in Entwicklungsländern Fuß zu fassen. So kritisierte die in Kanada ansässige internationale Stiftung für ländliche Entwicklung (RAFI, http://www.rafi.org), dass der großflächige Anbau des Wunderreises den Anbau anderer Pflanzen zurückdrängen könnte – darunter solchen, die natürlicherweise Vitamin-A-reich sind.

Ein Problem wird jedenfalls nicht dadurch gelöst, dass Farmer den Reis ohne zusätzliche Kosten anbauen dürfen: Der Zugang der Ärmsten zu einer gesunden Ernährung. Ernährungsbedingte Mangelerscheinungen, so Uli Post von der Welthungerhilfe 1998 im Spiegel, sei kein technologisches, sondern ein politisches Problem. Internationales Reisinstitut: http://www. cgiar.org/irri

Hinweis:Der Anbau von gentechnisch manipuliertem Reis könnte andere Vitamin-A-haltige Pflanzen verdrängen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen