: Nicht die ganz große Party
■ Freundeskreis mit Esperanto und ohne langatmige Publikumsbelehrung: Multikulti-Klangwelten im Stadtpark
Man könnte es auch praktizierten Antifaschismus nennen, was sich am Sonntag abend auf der Freilichtbühne des Stadtparks abgespielt hat. Nicht etwa, weil der Stuttgarter Freundeskreis sich mit HipHopern aus zahlreichen anderen Ländern zu den Allstars versammelte und mit dem Titeltrack von der neuen CD Esperanto eröffnete. Es ist auch nicht so, dass die elf, zwölf, 13 FreundInnen um MC Max Herre mit ellenlangen Beiträgen ihr Publikum belehren und sagen, wo es lang geht. Denn das wäre gar nicht nötig.
Es war richtig schön zu erleben, welch ein buntes und scheinbar internationales Publikum sich von diesem Freundeskreis angezogen fühlt, sich für knapp zwei Stunden solidarisch den Klangwelten aus Südamerika, den Staaten, Europa und Afrika hinzugeben vermag. Die FK Allstars schmelzen verschiedenste Musikstile im HipHop zusammen und belegen musikalisch, was passiert, wenn Menschen aus unterschiedlichsten Ländern gemeinsam musizieren.
Deutsch, französisch und englisch geht es nicht nur auf der Bühne zu, und daher ist es kein Wunder, wenn der Freundeskreis die aus den 20er Jahren stammende Sprache Esperanto wiederentdeckt. Denn diese erfundene Sprache will verhindern, dass irgendeine Kultur dominiert. Esperanto soll dafür sorgen, dass „die Leute ihre kulturelle Eigenständigkeit behalten und jeder diese Sprache lernen muss“, erklärt Max, der Esperanto als Sy-nonym für HipHop bezeichnet.
Für ihn ist das nichts Abstraktes, sondern hängt eng mit seiner Geschichte in Stuttgart zusammen: „So wächst man natürlich mit Leuten aus den unterschiedlichsten Kulturen auf. Alle sind Deutsche, haben aber andere Roots. Bei uns wars so, dass da tausend Jugos, Türken, Griechen waren und wir in der vierten Klasse auf vier Sprachen perfekt fluchen konnten“, erklärte er jüngst in einem Interview.
Es war sicher nicht die ganz große Party, die die FK Allstars im Stadtpark hinlegten. Das war aber auch nicht zu erwarten. Dafür sind die Beats tatsächlich zu abgehangen. Doch Afrob, Déborah, Sékou, Joy Denalane und all die anderen Freunde, die das FK-Trio unterstützten, machten einfach Spaß. Für einige sicher ein wenig enttäuschend, dass es den zum Reaggae umgearbeiteten Scherben-Klassiker „Halt dich an deiner Liebe fest“ nicht zu hören gab. Aber mit „Ohr an der Schiene der Geschichte“, „Erste Schritte“ und dem grandiosen „Tabula Rasa“ sorgte FK für eine überaus heitere Stimmung, in der gut gefüllten Arena. Check it out, next time! Dirk Seifert
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