: Terroraufruf übers Internet
Das Vorbild der Berliner und der bundesdeutschen Neonaziszene, das Netzwerk Blood & Honour, ruft jetzt per Internet zum bewaffneten Kampf auf. Ziel: Jüdische Einrichtungen, Politiker, Journalisten
von HEIKE KLEFFNER
Der Aufruf zum Terror kann jetzt per Mausklick aus dem Internet gezogen werden. Auf der Homepage der selbst ernannten europäischen Neonazi-Avantgarde Blood & Honour steht seit einigen Tagen ein Aufruf, jetzt den bewaffneten Kampf aufzunehmen. Der Haupsitz der deutschen Division von Blood & Honour befindet sich in Berlin. Wer die Homepage anklickt, findet unter der Überschrift „Der Weg in die Zukunft“ die Strategie für all jene „die keine Rhetorik mehr verbreiten, sondern handeln wollen“.
Der harte Kern der Berliner und Brandenburger Neonaziszene unterhält gute Kontakte nach England und Schweden. Man trifft sich bei Konzerten rechtsextremer Bands aus dem Netzwerk von Blood & Honour und Aufmärschen in Deutschland und Skandinavien. Immer auf der Suche nach Nachwuchs aus den Reihen neonazistischer Skinheads und der NPD, erhofft man sich durch zum „Rassenkrieg“ und Vernichtung politischer Gegner aufrufende Texte der Blood-&-Honour-Bands, jüngere Mitstreiter zu gewinnen.
Schon zu Beginn des Textes stellt der Autor „Max Hammer“ das Selbstverständnis von Blood & Honour unmissverständlich klar: Vorbild zum Aufbau eines „internationalen weißen Widerstands“ sei die Waffen-SS: „Das Konzept der Waffen-SS enthält alle Prinzipien (...) unserer Überzeugung in seiner reinsten Form, von der wir unsere Inspiration für eine neue Legion arischer Gladiatoren beziehen müssen.“ Die Aktivisten dieser Legion seien „politische Soldaten“, die aus den Reihen gewalttätig agierender Naziskinheads und überzeugter Nationalsozialisten rekrutiert werden sollen.
Angriffsziel Nummer eins: das „ZOG“. In der antisemitischen Rhetorik der Neonazis steht „ZOG“ für „Zionistische Besatzungsregierung“ und umfasst sowohl jüdische Organisationen und Repräsentanten jüdischer Gemeinden als auch Angestellte sämtlicher staatlichen Institutionen, PolitikerInnen und JournalistInnen. Ihnen wird unverhohlen mit Gewalt gedroht: Sie sollen „die unerfreulichen Konsequenzen“ für ihre Arbeit zu spüren bekommen. Eindeutig ist das Signal zum Losschlagen: „Die Zeit des Geredes ist wirklich vorbei. Wir haben ein Stadium erreicht, in dem JEGLICHE Form der Aktion der Inaktivität vorzuziehen ist. (...) Lasst uns unsere Schreibtische verlassen und das multikulti-multikriminelle Inferno von ZOG zerstören.“
Nach Ansicht des Antifaschistischen Info-Blatts handelt es sich bei dem Text „um einen eindeutigen Aufruf zum bewaffneten Kampf, der in dieser Form bislang einmalig ist“. Hinter dem Pseudonym Max Hammer verberge sich der aus Norwegen stammende langjährige Neonaziaktivist Erik Blücher, der über gute Kontakte zur deutschen Neonaziszene verfüge.
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