dgb und ausbildung: Zuckerbrot statt Peitsche
Der August ist nicht nur der Monat der Sternschnuppen – er zeigt auch regelmäßig, wie schnuppe der Wirtschaft ihr Nachwuchs ist. Zu wenig Betriebe bilden ihre Fachkräfte aus. Um dem Missstand entgegenzuwirken, hat der DGB jetzt ein neues Modell entworfen: die triale Ausbildung, kurz Trabi. Die öffentliche Hand trägt die Kosten des ersten Lehrjahres, ab dem zweiten übernehmen die Betriebe.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Das neue Modell beseitigt nicht die alte Ungerechtigkeit: Die einen bilden aus, die anderen nicht. Die Fachkräfte nutzen aber allen Unternehmen. Bisher haben die Gewerkschafter stets eine Ausbildungsplatzabgabe gefordert. Betriebe, die nicht oder zu wenig ausbilden, müssten in einen Fonds zahlen, mit dem die Lehrstellen finanziert werden.
Von dieser richtigen Forderung hat sich der DGB mit seinem Trabi-Modell in aller Stille verabschiedet. Nicht freiwillig, sondern weil Realpolitik die Kunst des Durchsetzbaren ist. Jeder weiß, dass es nach dem Abgang der linken Sozialdemokraten Rudolf Dreßler und Oskar Lafontaine kaum Kräfte gibt, die ein entsprechendes Gesetz durchsetzen könnten. Kanzler Gerhard Schröder (SPD) ist eh dagegen.
Ohne Peitsche aber bleibt nur das Zuckerbrot: Mit der Übernahme eines Teils der Kosten werden durch Trabi die Unternehmen gelockt, wieder auszubilden. Der Schritt geht in die richtige Richtung, denn das Modell schließt reine Mitnahmeeffekte aus. Kein Wunder, dass die Resonanz zu wünschen übrig lässt.
Die Unternehmen sind jetzt gefordert, sich von ihrem betriebsegoistischen Denken zu lösen. Das Trabi-Modell bietet dafür gute Ansätze. Werden sie nicht genutzt, könnten so manche wieder die Peitsche „Ausbildungsplatzabgabe“ schwingen.
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