index der woche

Anleger profitieren von einer feindlichen Übernahme – so die allgemeine Ansicht. Immerhin zahlt der kaufende Konzern üblicherweise einen satten Aufpreis von einem Viertel bis zu einem Drittel zum derzeitigen Aktienkurs, um die Aktionäre mehrheitlich auf seine Seite zu ziehen. Doch auf dem deutschen Strommarkt hat die Realität mit üblichen Wirtschaftsweisheiten wenig zu tun. Am Mittwochabend gab die Hamburger HEW einen Ring-Aktientausch bekannt: Der aus PreussenElektra und Viag/Bayernwerk neu fusionierte Stromriese E.on gibt seine 49 Prozent Bewag-Aktien an die HEW; diese schiebt dafür ihre 15,7 Prozent am schwedischen Sydkraft-Energiekonzern zu E.on, welche dann dort eine Sperrminorität hat. Und der Aktienkurs der Bewag? Fiel schon am Donnerstag von seit Wochen mehr oder weniger konstanten 14 auf unter 13 Euro. Am Freitag schließlich bis auf 11 und „erholte“ sich dann wieder auf 12 Euro. Denn die Aktionäre mit kleineren Aktienpaketen haben von dem Tausch nichts – im Gegenteil: Der bisherige bestimmende Aktionär der Bewag, die US-Firma Southern Energy, gab bekannt, dass sie für die Aktienpakete wesentlich mehr geboten hätte als die HEW. Denn für die Amis wäre die Bewag Basis ihrer Europa-Expansion. Southern Energy beruft sich sogar auf Vertragsklauseln, nachdem der Ringtausch in dieser Form gar nicht statthaft sei. Im Kaufvertrag und beim Konsortialvertrag der Bewag-Privatisierung durch das Land Berlin sei festgelegt worden, dass E.on bzw. ihre Vorläufer nicht verkaufen dürften, wenn Southern „diese Anteile zu einem fairen Preis erwerben will“, so der US-Konzern. Klagen gegen den Ringtausch sind schon angekündigt, ein lähmender Rechtsstreit scheint ins Haus zu stehen – und das, wo die Bewag doch neben der HEW der einzige ernsthafte Bieter für den ostdeutschen Energieriesen Veag war. Kein Wunder, dass die Kurse erst mal purzeln. Moral: In undurchsichtigen, von wenigen beherrschten Märkten wie dem deutschen Energiemarkt droht der Kurzschluss für Kleinaktionäre.  REM