piwik no script img

Risse und geplatzte Reifen

Die Concorde galt als sicher – zu Unrecht. Aus der Chronik eines Pannenflugzeugs

BERLIN dpa/ap/rtr ■ Es war der erste und letzte Absturz in ihrer 31-jährigen Geschichte: Die Concorde, die nun aus dem Verkehr gezogen wird, ist seit 1976 im Liniendienst. Seither flogen Concorde-Maschinen von Air France und von British Airways Tag für Tag mit Mach 2 oder 2.200 Stundenkilometern von London und Paris über den Nordatlantik nach New York. Kosten für Hin- und Rückflug: rund fünfzehntausend Mark.

Bislang galt die Concorde als zwar altes, aber sicheres Flugzeug. Kritische Vorfälle gab es, die liefen jedoch stets glimpflich ab.

Vor rund 20 Jahren lösten geplatzte Reifen von Concorde-Flugzeugen nach einem Bericht der US-Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB) mehrmals fast eine Katastrophe aus.

Bei dem schwersten Zwischenfall wurden laut NTSB im Juni 1979 bei einem Start ein Triebwerk beschädigt, drei Treibstofftanks durchbohrt und ein großes Loch in eine Tragfläche gerissen, wie es in einem Dokument der NTSB heißt. Das Flugzeug kehrte danach sicher zum Washingtoner Flughafen Dulles zurück. Probleme soll es auch mit dem Hydraulikdruck der Triebwerke, brennenden Triebwerken, heiß gelaufenen oder brennenden Bremsen sowie kaputter Schubumkehr gegeben haben.

Nach geheimen Inspektoren-Protokollen der amerikanischen Flugaufsichtsbehörde (FAA) habe es von November 1996 bis Juni 2000 allein am New Yorker Flughafen 40 schwere Pannen bei der Concorde gegeben.

Bei den sieben Concordes von British Airways sollen seit 1988 rund zwölf Reifen geplatzt sein. Nach Angaben eines leitenden Mitarbeiters der Fluggesellschaft habe die britische Flugaufsichtsbehörde 1998 eine Warnung wegen Problemen an den Triebwerken ausgegeben.

Auch einer der letzten größeren Vorfälle ging 1992 ohne Schaden für die Passagiere ab. Damals verlor eine Concorde auf dem Flug von London nach New York einen Teil der Hecksteuerung. Ähnliches soll mehrmals vorgekommen sein.

Erst wenige Tage vor dem Absturz war die Concorde wegen technischer Mängel in die Schlagzeilen geraten: Die Luftfahrtgesellschaft British Airways legte eine Maschine still, nachdem sich ein vor Monaten entdeckter Riss in der Tragfläche vergrößert hatte. Auch in den anderen sechs Concordes von British Airways waren etwa fünf Zentimeter große Risse entdeckt worden. Zu grundsätzlichen Zweifeln hatten all diese Vorfälle jedoch nie geführt.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen