Münder hansaplastig zugeklebt

■ Beiersdorf wollte Hans-Ulrich Klose die Produktion zeigen, keine protestierenden Mitarbeiter. Jetzt gibt es keinen Besuch

Das Management des Kosmetik- und Pharmakonzerns Beiersdorf hasst schlechte Publicity: Es hatte davon Wind bekommen, dass die Belegschaft den Besuch des Harburger SPD-Bundestagabgeordneten Hans-Ulrich Klose nutzen wollte, um gegen die geplanten 480 Entlassungen zu protestieren. Der Parlamentarier wurde quasi wieder ausgeladen.

Um elf Uhr wollte Klose eigentlich das Beiersdorf-Werk „004“ in Hausbruch besuchen, das in seinem Wahlkreis Harburg liegt. „Unsere Hoffnung ist, dass die Politik in unserer Lage Unterstützung geben kann“, sagen die Vertrauensleute der Gewerkschaft Bergbau-Chemie Energie (BCE), „um unter anderem die Consumer-Produktion der medical-Sparte in Hausbruch zu erhalten.“ Deshalb wollte die Belegschaft Klose am Haupttor per Demo einen gebührenden Empfang bereiten und so den „Unmut über die geplante Umstrukturierung“ zum Ausdruck bringen.

Doch vermutlich aus Angst vor schlechten Schlagzeilen – schon beim Hansemarathon hatte es eine Demo gegen den „Sponsor Beiersdorf“ gegeben – wollten die Konzernbosse Klose nach Bekanntwerden der Aktionspläne in die Hauptverwaltgung „Werk 001“ in Eimsbüttel – weit ab vom Geschehen – umdirigieren. Doch das wiederum fand der SPD–Bundestagsabgeordnete viel weniger spannend und verzichtete zunächst auf einen Besuch.

In der Tat ist die Politik des Bei-ersdorf-Managements öffentlich und sozial nur schwer vermittelbar. Während die Firma von Rekordumsatz zu Rekordumsatz schreitet – im ersten Halbjahr verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von 20,8 Prozent auf 457 Millionen Mark, in diesem Jahr will der Konzern drei Milliarden Mark für Unternehmensaufkäufe bereitstellen – plant Beiersdorf in Hamburg 480 Entlassungen. Der Grund: Die Klebstoffsparte „Tesa“ und die Sparte „medical“ („Hansaplast“ und „Leukoplast“) sollen outgesourct und in eigenen Gesellschaften unabhängig von der Hamburger Beiersdorf AG weitergeführt werden.

Begründet wird dieser Schritt – der offenkundig auf Drängen der Großaktionäre Allianz und Tschibo vollzogen wird – damit, dass der Steilflug der Umsätze bei diesen Marken nicht so ausgeprägt sei. Im Klartext: Es fällt zu wenig Rendite für die Aktionäre ab, anders als bei der Traditionspalette „Nivea“. Beiersdorf peilt für dieses Jahr einen Jahresüberschuss von von mehr als 200 Millionen Euro an. „Wir bedauern die Reaktion der Geschäftsführung“, beklagen die Vertrauensleute, „es gibt nach wie vor keine Bereitschaft für einen offenen Dialog.“ Kai von Appen