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Endlich: Concorde bald komplett schrottreif

Britische Behörden entziehen dem Überschallflugzeug die Zulassung. Grund: Ein geplatzter Reifen darf nicht zu einem Unfall mit 113 Toten führen

LONDON/PARIS dpa/ap ■ Die britische Luftfahrtbehörde CAA hat gestern offiziell bis auf weiteres ein Flugverbot für das Überschallflugzeug Concorde verhängt. Dieser vorläufige Entzug der Verkehrszulassung stützt sich auf eine Empfehlung der britischen und französischen Flugunfalluntersuchungsstellen AAIB und BEA. Sie begründeten sie mit den katastrophalen Folgen, die nach ersten Erkenntnissen beim Concorde-Absturz am 25. Juli ein einzelner geplatzter Reifen hatte.

Der Chef der britischen Civil Aviation Authority (CAA), Sir Malcolm Fields, sagte in London, das Flugverbot werde gelten, bis hinreichende Maßnahmen getroffen worden seien, um zu verhindern, dass ein platzender Reifen derartige Folgen habe. Es sei ausdrücklich Teil jeder Flugzeugzulassung, dass ein Reifenplatzer nicht solche Auswirkungen haben dürfe. Dies sei bei der Concorde offensichtlich nicht gewährleistet.

Nach Angaben der britischen Luftfahrtbehörde sind innerhalb des bisherigen 25-jährigen Betriebs siebenmal Benzintanks der Concorde durch umherfliegende Teile beim Start durchschlagen worden. In allen diesen Fällen habe es sich aber um metallene Gegenstände gehandelt. Erst bei dem Unfall in Paris sei klar geworden, dass auch ein Gummiteil eines geplatzten Reifens den Tank durchschlagen könne. Ein so „einfacher Zwischenfall“ aber könne sich wiederholen, betonte die BEA.

In Frankreich wollte die zuständige Luftfahrtbehörde DGAC erst heute bei einem Treffen in London über einen möglichen vorläufigen Entzug der Zulassung entscheiden. Aus britischer Sicht geht es bei diesem Treffen aber nur noch um die Bedingungen, unter denen die Zulassungssperre wieder aufgehoben werden könnte.

Die Zivilluftfahrtbehörde CAA, die BEA und Frankreichs Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot betonten, vor einer Wiederaufnahme der Flüge müssten neue Sicherheitsgarantien für die Reifenprobleme vorgelegt werden. Gayssot sagte der Zeitung Libération (Mittwochsausgabe), es könne vorkommen, dass ein Reifen platze. Doch dürfe dies nicht dazu führen, dass ein Triebwerk in Brand gerate. Ohne eine Lösung der Probleme „bezüglich des Fahrwerks, des Schutzes der Reifen und der Tanks“ könne die Zulassung nicht erneuert werden. Dennoch sieht er das endgültige Aus für das Überschallflugzeug noch nicht gekommen. „Die Concorde hat noch sieben oder acht Jahre vor sich“, meinte Gayssot.

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