: Komplette Selbstdarstellung
Stelleninserate im Netz sind kostenlos und bleiben wochenlang abrufbar. Der Zeitungs-stellenmarkt bleibt dennoch vorerst bestehen: Kein Medium ersetzt das andere
Mussten Jobsuchende oft stundenlang Stellenanzeigen in den Tageszeitungen studieren und in überfüllten Arbeitsämtern warten, bietet ihnen das Internet mit seinen Stellenangeboten eine schnellere und erfolgversprechendere Alternative. Das Arbeitsamt selbst ist mit einem großen Stellenmarkt im Internet präsent.
Aber auch eine stattliche Zahl kommerzielle und nichtkommerzielle private Anbieter von Stellenanzeigen tummelt sich im Netz. Die Stellenmärkte sind zum Teil mit detaillierten Suchmasken ausgestattet.
Jobsuchende Surfer können auf der Datenautobahn auch zahlreiche Nischenanbieter finden. Diese haben sich auf einzelne Branchen spezialisiert wie etwa das unter www.sozialmarketing.de abrufbare Angebot der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing zeigt. Dort werden ausschließlich Stellen von Wohlfahrtsverbänden, Hilfsorganisationen und kirchlichen Stiftungen veröffentlicht.
Auch für Peter Kirchner, Geschäftsführender Gesellschafter von „Kirchner, Robrecht und Partner“, liegt im Internet die Zukunft. Wenn eine Stelle zu besetzen ist, suche sein Unternehmen neue Mitarbeiter besonders mit Hilfe des Netzes. Der Bewerber kann auf der firmeneigenen Webpräsenz rund um die Uhr in der Sparte „join us“ erkennen, welche Qualifikation er haben muss.
Nicht nur Peter Kirchner und sein Consulting-Unternehmen setzen bei der Mitarbeitersuche auf das Internet. Immer mehr Firmen inserieren heute frei gewordene Stellen auf der eigenen Homepage. Die Vorteile liegen für die Firmen auf der Hand. Sie sparen Geld für kostenintensive Anzeigen und können sicher sein, dass die jeweiligen Bewerber mit modernen Kommunikationsmitteln wie beispielsweise dem Computer umgehen können.
Wie durch diese Kommunikationsmittel der rasche Berufseinstieg gelingen kann, veranschaulicht das Beispiel von Joachim Elsner. Er arbeitet in einer Hamburger Agentur als Content-Manager und Online-Redakteur. Sofort nach seinem Studienabschluss hatte er elektronische Jobbörsen und Homepages von Firmen auf adäquate Stellenangebote hin angesurft. „Die besten Erfahrungen habe ich mit denjenigen gemacht, die direkten Bezug zur gesuchten Branche haben, in meinem Fall das Medienhandbuch“, berichtet er.
Etwa drei Wochen hatte es gedauert bis die erste Resonanz auf sein Online-Stellengesuch in seinem elektronischen Briefkasten landete. Danach hatte sich mit seinem späteren Arbeitgeber ein reger Austausch von E-Mails entwickelt.
Joachim Elsner schaute jedoch bei seiner Jobsuche ergänzend auch regelmäßig in den Zeitungsstellenmarkt. Der diplomierte Medienberater sieht die Vorteile beim Online-Stellengesuch darin, dass das Inserat kostenlos ist und wochenlang abrufbar bleibt. Zudem sei eine komplette Selbstdarstellung durch Verlinkung auf die eigene Homepage möglich.
Die Zukunft von Stellenanzeigen in den Zeitungen beurteilt er so: „Da kein Medium das andere ersetzt, werden sich Marktanteile verschieben. Der gedruckte Stellenmarkt wird jedoch unverzichtbar bleiben.“ Allein ein Blick in die umfangreichen Stellenmärkte der gedruckten Zeitungen am Wochenende scheint diese Einschätzung zu bestätigen. Dennoch versuchen seit einiger Zeit auch die deutschen Zeitungsverleger überlebensfähige Unternehmens- und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Es bleibt die Frage, wie die Zeitungen beim Anzeigengeschäft angesichts des harten Wettbewerbs im Internet künftig überleben können. Traditionelle Geschäftsmodelle funktionieren im Online-Bereich jedenfalls nicht. STAFAN MOSE
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