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Welche Akribie. Kompliment

betr.: „Auf der kurzen Welle“ von Wladimir Kaminer, taz vom 16. 8. 00

Da haben Sie uns aber erwischt! Wir geben alles zu: Ein Praktikant hat bei einer bunten Meldung einen Fehler gemacht und das Wort „blinder Passagier“ falsch ins Russische übersetzt. Das wird von Ihrem Autor zu Recht kritisiert. Welche Akribie! Kompliment. Bei einem aktuellen Programm – die Deutsche Welle sendet täglich 13 Stunden in russischer Sprache – kommt es immer mal wieder zu solchen fundamentalen Fehlern. Sorry. Da gibt es nichts zu beschönigen.

In den vergangenen 45 Jahren hat die Russische Redaktion gelernt, mit der Kritik zu leben, sogar mit solcher, die ernst zu nehmen war. Früher war es die Führung der KPdSU, der unsere Sendungen nicht passten. Sie gab Milliarden Dollar aus für Störsender, damit ihre Bürger unsere Programme ja nicht hörten. Jetzt beschimpft uns die russische Regierung, weil wir über den Tschetschenienkrieg wahrheitsgemäß berichten. Der gewählte Präsident Aslan Maschadow kommt in den vom russischen Staat kontrollierten Medien nicht zu Wort – dafür aber im Russischen Programm der Deutschen Welle. Ähnliches gilt für russische Umweltschützer, Menschenrechtler, Politiker, die in Opposition zu Putin stehen. Sie alle kommen in den elektronischen Medien Russlands nicht vor. Noch schlimmer ist die Situation der Pressefreiheit in Weißrussland oder in den zentralasiatischen GUS-Staaten. Die westlichen Auslandssender, darunter eben auch die Deutsche Welle, sind immer noch die einzige unabhängige Informationsquelle für die Menschen in der GUS.

Die Frage des taz-Autors, wer die gute alte Kurzwelle überhaupt noch brauche, stellt sich einem Bewohner Berlins nicht: Schließlich gibt es immer noch die taz. Anders sieht dies aus, wenn sie in Minsk oder Tula wohnen. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung. Über 42.000 Briefe, welche die Russische Redaktion jährlich erreichen, sprechen eine deutliche Sprache. Die letzten repräsentativen Umfragen (zum Beispiel „Comcon“ in Moskau) belegen, dass das Russische Programm der DW von rund vier Millionen Menschen regelmäßig gehört wird. Kleiner Tip für den Berliner taz-Autor, der uns immer noch auf Kurzwelle hört: DW-radio/Russisch lässt sich weltweit über Satellit (Astra und Eutelsat) empfangen – sogar in der Hauptstadt. [...] MIODRAG SORIC,

Leiter der Mittel- und Osteuropa-Redaktion

Im „Intershop“ schreibt Kaminer von dem herrlichen Gefühl, ein durch zu viele Übersetzungen entstandenes Rätsel zu knacken. Oh ja!!!

Es war vor vielen Jahren in der „Sunrise Taverna“ auf Kreta. Dreisprachige Speisekarte: Griechisch, Englisch, Deutsch. In der Sektion „Nachspeisen“ stand in der griechischen Spalte irgendwas Griechisches, in der englischen korrekt „Dessert“, in der deutschen aber rätselhaft: „Wuste“. Wir dachten lange an „Würste“ und wunderten uns. Bis die Erkenntnis blitzte: Der Redaktor der Karte konnte Griechisch und Englisch, aber kein Deutsch. Er übersetzte „Nachtisch“ richtig ins Englische und muss dann in einem englisch-deutschen Wörterbuch den deutschen Begriff nachgeschlagen haben. Weil sein Schriftenglisch aber nicht so doll war, schaute er nicht unter „dessert“, sondern versehentlich unter „desert“ (bekanntlich englisch für „Wüste“). Beim Übertragen ließ er die ihm unbekannten ü-Pünktchen weg – voilà: „Wuste“! Da läuft es einem vor Glück kalt den Rücken runter. Ansonsten: Viva Kaminer!!!! STEFANIE HENTSCHEL, Tübingen

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