Krise in Panama

Präsidentin Moscoso steht plötzlich ohne Regierung da

SAN SALVADOR taz ■ Eigentlich sollte es einen Aufschwung geben, nachdem Panama zum Jahreswechsel die Hoheit über den seit fast einem Jahrhundert unter US-Verwaltung stehenden Panamakanal übernommen hatte. Doch die Wirtschaft stagniert, Präsidentin Mireya Moscoso wird immer unbeliebter, und am Mittwoch hat nun auch noch das gesamte Kabinett seinen Rücktritt eingereicht. Moscoso war so iritiert, dass sie sich erst in ein paar Tagen dazu äußern will.

Schon lange gab es heftige Kritik an der Präsidentin. Sie habe kein schlüssiges Wirtschaftskonzept, ihre Minister arbeiteten mehr gegen- als miteinander. Tatsächlich hatte Moscoso, als sie vergangenen September ihr Amt antrat, große Versprechungen parat, aber kein Programm.

Im Zentrum ihrer Visionen stand der Kanal. Moscoso stellte sich vor, dass an seinen Ufern Hotels entstehen, Freihandelszonen und Wissenschaftszentren. Doch statt eines Aufschwungs kam der Niedergang. Denn mit den GIs ging auch das Geld.

Über die US-Stützpunkte waren früher 300 Millionen Dollar pro Jahr ins Land gekommen. An ihnen hingen Zehntausende von Arbeitsplätzen. Aus Panama-Stadt haben sich viele Banken verabschiedet, denen der Staat ohne die US-Präsenz zu unsicher ist. Ausländische Investoren kommen kaum noch ins Land.

Die offizielle Arbeitslosigkeit liegt inzwischen bei 13 Prozent. Die Hälfte der drei Millionen Panamaer ist unterbeschäftigt, ebenso viele leben unterhalb der Armutsgrenze. Besserung ist nicht in Sicht. Die 13 zurückgetretenen Minister haben erklärt, ihr Schritt solle es Moscoso die Chance geben, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen.

Vertrauen aber hatte Moscoso nur wegen ihres einstigen Gatten genossen. Sie war Sekretärin des drei Mal zum Präsidenten gewählten und drei Mal gestürzten Arnulfo Arias gewesen. Im Wahlkampf reichte ihr die Nähe zu dem 1988 Verstorbenen noch zum Sieg. Politisch aber gilt sie nach wie vor als Leichtgewicht.

TONI KEPPELER