: Abfindung für Killer
Zum ersten Mal erkennt die salvadorianische Regierung die Existenz von Todesschwadronen im Bürgerkrieg an
SAN SALVADOR taz ■ „Keinen Millimeter“ werde er vor den ehemaligen Todesschwadronen zurückweichen, posaunte der salvadorianische Präsident Francisco Flores noch vor einem Jahr. Und der heutige Vorsitzende der Regierungspartei Arena, Walter Araujo, nannte sie schlicht „faule Säcke“. Jetzt kriegen die „faulen Säcke“ trotzdem einen Teil dessen, was sie seit Jahren in immer gewalttätigeren Protesten fordern. In einer Pressemitteilung vom Dienstag gab die Regierung Flores bekannt, dass 31.000 ehemalige Paramilitärs als solche anerkannt und für ihre Schmutzdienste während des Bürgerkriegs entschädigt werden.
Das Problem hatte sich Arena selbst eingebrockt. Die paramilitärischen Truppen waren von Partei-Gründer Roberto D'Aubuisson in den Siebzigerjahren aufgebaut worden. Im Bürgerkrieg (1980 bis 1992) wurden sie für Spitzeldienste und als Todesschwadrone eingesetzt. Im Friedensvertrag von 1992 aber kommen sie nicht vor. Offiziell hatte es diese Mörderbanden nie gegeben, und also konnten sie auch nicht demobilisiert werden.
Bis heute weiß niemand, wie viele Paramilitärs seinerzeit die Drecksarbeit für die Armee erledigten. Die Armee spricht von 50.000, die Verbände der Ehemaligen von 340.000. In den vergangenen Monaten nun hat die Regierung 31.000 offiziell anerkannt und ihnen entsprechende Ausweise ausgestellt. Mit diesen Papieren sollen sie zinsgünstige Kredite, kostenlose Gesundheitsversorgung und zum Teil auch Häuser bekommen.
Zuletzt hatten die ehemaligen Spitzel und Killer Abfindungen von 2.500 Mark pro Person gefordert, dazu Kredite, Saatgut und Land und für über 45-Jährige eine lebenslängliche Rente in Höhe von 250 Mark im Monat. Rund um die Parlamentswahl vom März dieses Jahres war wieder Randale geplant. Die Regierung zweigte kurzerhand 2,5 Millionen Mark Hilfsgelder für Opfer des Wirbelsturms „Mitch“ ab und bestach damit die Chefs der Ehemaligen-Verbände. Doch mit den jetzigen Vergünstigungen werden sie kaum zufrieden sein.
TONI KEPPELER
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