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„Erste Liga – keiner weiß, warum“

Die zweite Mannschaft von Tennis Borussia schlägt sich wacker, unterliegt Werder Bremen aber mit 0:2

BERLIN taz ■ Kein anderer Fußballverein ist in so kurzer Zeit so tief gestürzt wie Tennis Borussia Berlin. Zu Jahresbeginn noch als heißer Kandidat für den Bundesliga-Aufstieg gehandelt, setzte erst der massive sportliche Niedergang unter Trainer Winfried Schäfer ein, dann der wirtschaftliche – zumindest nach Auffassung des DFB, der dem allseits misstrauisch beäugten Hauptsponsor Göttinger Gruppe nicht mehr über den Weg traute und den Berlinern die Lizenz verweigerte.

Nun kickt die erste Mannschaft in der Regionallliga Nord, wo sie kürzlich gegen den KFC Uerdingen mit 1:7 einging, und am Freitag kam zu allem Überfluss auch noch Excoach Hermann Gerland mit seinen Bielefelder Arminen ins Mommsenstadion, gewann 3:1 und streute eifrig Salz in offene Wunden. Eine Topmannschaft habe er hinterlassen, als er vor nicht ganz zwei Jahren fortgejagt wurde, zwei Monate später sei TeBe eine „Topfmannschaft“ gewesen. Was soll man unter solchen Umständen erst von der zweiten Mannschaft des Vereins erwarten, die am Samstag im Pokal keinen Geringeren als den Abonnementsfinalisten Werder Bremen empfing?

Schon die äußere Erscheinungsform der spärlichen Fanschar verrät, dass ein TeBe-Anhänger vorzugsweise in der Vergangenheit wohnt. Die lilaweißen Trikots der Getreuen tragen Namen von Spielern, die längst nicht mehr da sind, doch wegwerfen kommt nicht in Frage. Selbst am Verkaufsstand des Vereins werden noch munter die Leibchen der Herren Copado und Co. verhökert.

Die zweite Mannschaft ist vom Absturz des Klubs nicht unberührt geblieben. Weil die meisten Profis flugs das Weite suchten, wurden die besten Akteure ins A-Team beordert, und Trainer Bernd Jaspert musste den Bremer Profis ein neu formiertes Youngster-Team entgegensetzen, das in der Oberliga Nord ohne Sieg Tabellenletzter ist.

Für Werder Bremen zweifelsohne ein seltsame Aufgabe. Zu Gast bei einem viertklassigen Kontrahenten, aber nicht wie in solchen Fällen üblich in einer aus den Nähten platzenden und vor Begeisterung brodelnden, Provinzarena, sondern im fast geisterhaften Mommsenstadion, wo sich 1.079 Zuschauer verloren, darunter eine erkleckliche Anzahl Werder-Fans.

Die Bremer waren von dieser Situation sichtlich überfordert. Die kleine TeBe-Schar im Publikum, die sofort nach Spielbeginn begonnen hatte, ihr Team mit „Durchhalten, durchhalten“-Rufen anzufeuern, schwenkte bald völlig zurecht auf „Erste Liga – keiner weiß, warum“ um. Werder gelang es selten, auch nur einen winzigen Klassenunterschied sichtbar zu machen, und bald war man geneigt zu glauben, dass tatsächlich, wie auf einem Transparent verkündet, TeBe-Kapitän Mike Frank der „Fußballgott“ auf dem Platz war und nicht etwa Herzog oder Bode. Und hätte, als Stürmer Goya Jaekel eine Flanke wie ein Pinselstrich in die Mitte schlug, Kollege Marcello Bellomo den Fuß an den Ball gebracht oder wenigstens kurz darauf eine flache Hereingabe des Fußballgottes versenkt, der Sieger der Partie hätte wohl Tennis Borussia geheißen.

So aber brach ein Herzog-Freistoß schließlich die Herzen der TeBe-Fans ein weiteres Mal, Werder-Trainer Thomas Schaaf konnte nach dem 2:0 routiniert von einem „typischen Pokalspiel“ sprechen, und man darf schon jetzt fast sicher sein, die Bremer am 26. Mai 2001 im Olympiastadion zum Finale begrüßen zu können. MATTI LIESKE

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