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Vernünftig mit dem Wagen

Autofreier Tag: Streit um den Jungfernstieg. BUND: Tag wird zur Farce  ■ Von Gernot Knödler

Verkehrssenator Eugen Wagner (SPD) sorgt sich um die AutofahrerInnen. Während sich sein GAL-Kollege, Umweltsenator Alexander Porschke, am europaweiten autofreien Tag per Rad oder Bahn bewegen wird, will Wagner „für einen vernünftigen Umgang mit dem Verkehrsmittel Auto werben“ und mit dem Wagen fahren. Schließlich vertrete der Senat alle VerkehrsteilnehmerInnen, argumentierte Hamburgs dienstältester Senator auf der Landespressekonferenz.

Nichtsdestotrotz hat der Senat gestern beschlossen, den autofreien Tag zu unterstützen, den EU-Präsident Romano Prodi für ganz Europa ausgerufen hat. Mehr als 500 Städte aus dem ganzen Staatenbund werden sich beteiligen. Millionen von Menschen werden erfahren, wie es sich in einer Stadt mit weniger Autos leben ließe. In Deutschland machen unter anderem München, Mainz, Wiesbaden und Offenbach mit.

„Der autofreie Tag soll die Hamburgerinnen und Hamburger auf den Geschmack bringen, sich auf andere Art fortzubewegen“, sagte Porschke. Wer ohne Auto unterwegs sei, mache die Stadt wohnlicher und schütze das Klima. Denn allen Absichtserklärungen zum Trotz ist die Produktion des Treibhausgases CO2 durch den Straßenverkehr in den vergangenen Jahren noch gewachsen, während sie zum Beispiel in der Industrie zurückging. „Im Verkehrssektor sind wir noch nicht einmal in die richtige Richtung unterwegs“, schlussfolgerte der Umweltsenator.

Porschke zeigte sich sehr erfreut darüber, dass sich rund 60 Organisationen, Einrichtungen und Gruppen gleich beim ersten Mal am autofreien Tag beteiligen wollen. Unter den angebotenen Veranstaltungen sind Belohnungen für autofreie Hagenbeck-BesucherInnen, Bewegungsspiele, ein Streetball-Finale auf der Mö, Straßenfeste und Skating-Strecken, Auto-Parkplätze, die für Fahrräder zur Verfügung gestellt werden, und Fahrten mit einer solar betriebenen Straßenbahn.

Um die zentrale Veranstaltung am Jungfernstieg, wo auf einer Bühne Kunst und Kultur geboten werden sollen, gibt es allerdings Streit. Denn der Jungfernstieg soll dafür nur halbseitig gesperrt werden, so dass die Feier der autofreien Mobilität vom Verkehr umbrandet wäre. Nach Ansicht des Umweltverbandes BUND wird die Veranstaltung dadurch zur Farce.

Obwohl der gesamte Senat offiziell die Schirmherrschaft über den autofreien Tag übernommen habe, fehle die Unterstützung der SPD-geführten Innen- und Baubehörde, kritisierte der BUND in einer Pressemitteilung. Der Verband verlangte „ein energisches Wort der Bürgerschaft“ und drohte, den autofreien Tag nicht weiter zu unterstützen.

Wagner hatte die Werbung für den autofreien Tag denn auch weitgehend seinem Senatskollegen überlassen. Er selbst betonte, dass niemand gezwungen werde, mitzumachen. „Wer mit dem Auto fahren möchte – bitteschön! – der soll das tun“, so der Verkehrssenator.

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