: Eine Seefahrt, die ist lustig
■ Die Samstagsfahrt von Schnellboot Speedy geriet zum Gruselgegurke von morgens acht bis nachts um elf / Fazit der vergräzten Ausflügler: Einmal und nie wieder
Nie wieder. Nie wieder wird Susanne Posch das Schnellboot Speedy besteigen. Am vergangenen Samstag hat sie's getan, als eine der ersten in Bremen – das Gefährt hatte nach einigen Pannen erst am Tag zuvor seinen Betrieb aufgenommen. 99 Mark zahlte Susanne Posch für „das furchtbarste Unternehmen meines Lebens“: einmal Helgoland hin und zurück, fünf Stunden Eiland-Aufenthalt inklusive. Schon der Start sei denkwürdig gewesen, erinnert sich die Reisende: „Am Einstieg riss ein Mann die Tickets ab. Ein anderer war nur da zum Lächeln.“ Gedrängel also schon vor Fahrtbeginn. Und erst an Bord. „Das ist ja so'n High-Tech-Boot“, sinniert Susanne Posch, „und dann gab es da nur so eine Art McDonalds-Verpflegung.“ Serviert von „lauter trendy people“, die das Publikum anflirteten und Witze erzählten, die zumindest Frau Posch nicht verstand. „Schräg“ sei auch die Lautstärkevariation der bordeigenen Unterhaltungsanlage gewesen: Zeichentrickfilme ohne Ton, Filme mit Rettungsanweisungen ganz leise, Hip-hop ganz laut.
Erst nach fünf Stunden war das Boot in Bremerhaven, „irgendwann nach zwei Uhr“ dann vor Helgoland. In den Hafen kam Speedy vorerst nicht. „Die haben das mit den Tiden nicht richtig hingekriegt“, vermutet Susanne Posch. Also Umsteigen auf ein anderes Schiff. Dann „huschihuschi“ über das Inselchen und pünktlich 17 Uhr 15 zurück auf die Speedy zur Heimreise. Erst gegen 23 Uhr ging das Reisevolk am Martini-Anleger von Bord. Allgemeiner Tenor laut Posch: „Einmal und nie wieder“.
„Das tut uns leid“, sagt dazu Heike Warrings von der Reederei Warrings, die Speedy auf Weser und Nordsee düsen lässt. Und: „Die Fahrt hat etwas länger gedauert, als wir vermutet hatten.“ Bremen-Helgoland in vier Stunden, damit hatte Warrings für den australische Aluminiumflitzer geworben. Grund für die langwierige Flussfahrt laut Reederei: Die vielen Sportboote, die am Wochenende auf der Weser segeln, tuckern oder dümpeln.
Die Vorwürfe gegen das Personal weist sie zurück: „Die kümmern sich ganz hervorragend um die Leute.“ Und die schwierige Landung in Helgoland sei auf wi-drige Winde und als Folge daraus auf einen mit Landebötchen überfüllten Hafen zurückzuführen. Daraufhin habe man den Südhafen anlaufen müssen und an der Seite eines anderen Schiffs festgemacht, über das die Passagiere dann an Land gegangen seien.
Was da am Samstag auf Helgoland passiert ist, gesteht der Helgolander Bürgermeister Frank Botter, sei „eine so derbe Situation“, vor der das Inseloberhaupt „am meisten Angst“ hatte. Denn die Landungsbrücken, über die der Ausbootungsbetrieb abläuft, waren reparaturbedürftig, ergo mussten die kleinen Boote auf den Nordosthafen ausweichen. Der war aber ohnehin wegen schlechten Wetters schwer frequentiert – kein Platz mehr für Speedy. Ein Einzelfall, hofft Botter.
Nach der Horrortour am Samstag hatte das Speedy-Personal seine Gäste am Sonntag schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Fahrt sechs statt vier Stunden, der Aufenthalt drei statt fünf Stunden dauern werde. Worauf 25 Reisewillige sofort unwillig wurden, ausstiegen und beim Ticketschalter am Martini-Anleger ihr Geld zurückforderten. „Die hätten uns fast gelyncht“, erinnert man sich dort. Heike Warrings beschwichtigt: „Jeder, der sich vor Fahrbeginn umentscheidet, bekommt selbstverständlich sein Geld zurück.“ sgi
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