:
Betr.: „Ziel ist klar: Horn abstoßen“, taz hamburg, vom 15.08.00
Horn und Niveau
Ich wohne in Bremen und bin in Horn geboren und aufgewachsen. Zufällig ist mir obengenannter Artikel in die Hände gekommen, neugierig begann ich zu studieren, was ein Außenstehender über den Stadtteil meiner Kindheit zu berichten hat. Aber ich konnte nichts finden. Keinen Inhalt, keine Aussage, keinen Biss oder Witz.
Ich hatte den Eindruck, dass die Redaktion beschlossen hat, im Sommerloch mal etwas über einen eher unbekannten Teil Hamburgs zu berichten und dass dazu der unbegabteste aller Berichterstatter ausgewählt wurde. Dass dieser tatsächlich nicht nur einen schlechten Stil hat, sondern auch einfach keine Lust dazu hatte, sich ernsthaft mit einem zwar problembeladenen, aber auch interessanten Stadtteil zu befassen, dass er eigentlich lieber in Eppendorf in einem Straßencafé gesessen oder in Timmendorf am Strand gelegen hätte, das war in jedem Absatz spürbar.
Dieser Artikel ist eine Schande für die taz und für jeden Journalis-ten. Er bringt nichts zum Ausdruck als einen leider ohnehin schon als typisch hamburgisch bekannten Hochmut gegenüber Unbekanntem.
Horn, und ganz besonders das beschriebene EKZ, ist sicher kein Glanzpunkt städtischen Lebens. Die Umstände sind widrig, die Einwohner von der Politik oft vergessen. Ob die Arbeit des neu eingerichteten Sanierungsbeirates in der Horner Geest etwas wird bewegen können, ist noch fraglich. Ich persönlich würde nicht mehr in diese Gegend zurückziehen (Bitte reißen sie diesen Satz bei einem Abdruck nicht aus dem Zusammenhang!). Aber in Horn leben Menschen, die ihren Stadtteil lieben, die nicht aufgeben und nicht einfach wegziehen. Sie sollten einmal darüber nachdenken, ob Sie sich nicht bei diesen Menschen entschuldigen mssen. Und die Redaktion der taz sollte sich mal überlegen, mit welchen journalistischen Niveau sie Lücken auffüllt.
Petra Schaardt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen